Nach Antifa-Outing: CCC beendet Zusammenarbeit mit Attraktor! Distanzierung auch vom CCC Hamburg?

Nach Antifa-Outing: CCC beendet Zusammenarbeit mit Attraktor! Distanzierung auch vom CCC Hamburg?

In einer aktuellen Stellungnahme teilt der der Chaos Computer Club (CCC) mit, dass er sich von dem Hamburger Verein Attraktor distanziert: “Nach dem Bekanntwerden von Vorwürfen gegen ein Vorstandsmitglied des „Attraktor“ wegen seines mutmaßlichen früheren Wirkens im rechtsradikalen Umfeld distanziert sich der Chaos Computer Club e. V. (CCC) von dem Verein. .Das vor wenigen Tagen ohne Gegenstimme wiedergewählte Vorstandsmitglied des „Attraktor“ soll jahrelang wichtige technische Dienstleistungen für die rechte Szene erbracht haben und hat sich bis heute nicht eindeutig von seiner rechtsradikalen Vergangenheit und seinem damaligen Umfeld distanziert. Die Diskussionen und Einzelgespräche der vergangenen Tage führten nicht zur Klärung von Widersprüchen. Auch der „Attraktor“ gab bisher keine Stellungnahme dazu ab. Der CCC hat sich bereits vor Jahren mit einer Unvereinbarkeitserklärung [1] positioniert, in der „Ideen von Rassismus, Ausgrenzung und damit verbundener struktureller und körperlicher Gewalt“ eine eindeutige Absage erteilt wird. Zwar ist der umstrittene Vorstandsangehörige nicht mehr Mitglied im CCC, jedoch im „Attraktor“ sehr aktiv. In den vom „Attraktor“ angemieteten Räumen wiederum ist der CCC Hamburg e. V. sowie die Mitgliederverwaltung des CCC e. V. untergebracht. Das Büro des CCC wird nicht mehr im „Attraktor“ betrieben, eine weitere gemeinsame Nutzung der Räume wird beendet. Der CCC setzt sich gegen rechtsradikale Gewalt ein und unterstützt den Kampf gegen rechtsextremes Gedankengut. Meinungsfreiheit hört dort auf, wo die körperliche Unversehrtheit und die Freiheit anderer endet. Wenn sich Rechtsradikale nicht von unseren Strukturen abgrenzen, grenzen wir uns konsequent von den Rechtsradikalen ab.

Damit zieht der CCC e.V. Konsequenzen aus den Erkenntnissen eines aktuellen Prozesses in Österreich gegen drei Neonazis und den umfangreichen Recherchen mehrerer Antifa-Gruppen. Diese hatten aufgezeigt, dass Robert M., Vorstand des Attraktors, wesentlich an dem Aufbau von Internetinfrastruktur für die deutschsprachige Neonazi-Szene beteiligt war. Die Aussagen von Robert M., er sei bereits 2008 aus der Szene ausgestiegen, hielten einer genaueren Prüfung nicht stand (siehe auch Bericht RDL).

Mit der jetzigen Entscheidung des CCC e.V. scheint dieser, auch wenn dies in der Pressemitteilung nicht eindeutig ist, auch auf Distanz zum CCC Hamburg e.V. zu gehen. Die eigenständige Ortsgruppe ist ebenfalls Untermieter in den Räumen des Attraktor und hat sich bis heute, trotz mehrer Anfragen, genau wie der Attraktor und die „Freunde der Sperrtechnik“ nicht zu dem Thema geäußert. Bei den Mitgliedern des CCC Hamburg e.V. und den Mitgliedern des Attraktor e.V. soll es größere persönliche Überschneidungen geben. Die Mitglieder des Attraktor hatten durch die einstimmige Wahl Ende Juni von Robert M. diesem deutlich ihr Vertrauen ausgesprochen, was letztlich einer Stellungnahme gleichkommt. Ein Vorstandskollege von Robert M. bekräftigte dieses Vertrauen in einem Posting auf Pastebin vom 10. Juli noch einmal sehr nachdrücklich.

Die Entscheidung des CCC e.V. wird unter Umständen auch noch einmal die Debatte im AK Vorratsdatenspeicherung befeuern, dessen Ortsgruppe Hamburg ebenfalls Untermieter der Räume des Attraktors ist und „einstimmig beschlossen“ hatte, sich aus der Angelegenheit „herauszuhalten" (siehe Berichte RDL).

Update (15.07.12 - 20:17Uhr): Nach der öffentlichen Distanzierung des CCC e.V. ist der Druck auf den CCC Hamburg e.V. nun offensichtlich so groß geworden, dass dieser sein beharrliches Schweigen nicht länger aufrecht erhalten kann. Auf seiner Homepage teilt der CCC Hamburg seit heute Nachmittag mit, dass "auf einer Mitgliederversammlung über den weiteren Verbleib in den Räumen des Attraktor e.V." entschieden werden soll. Eine solche würde nun umgehend einberufen. "Der CCCHH lehnt jegliche Gewalt und extremistisches Gedankengut ab. Meinungsfreiheit hört dort auf, wo die körperliche und geistige Unversehrtheit und die Freiheit anderer endet." Derweil hat auch der CCC e.V. auf Anfrage von Radio Dreyeckland bestätigt, dass der Hamburger CCC zwar über die Distanzierung des CCC e.V. im Vorfeld informiert worden war, sich der Erklärung aber nicht angeschlossen habe.

Update 2 (16.07.2012): Nun ist der Druck auf den Attraktor e.V. offensichtlich ebenfalls so groß geworden, dass auch dieser eine Pressemitteilung veröffentlicht hat. In dieser wird das Bedauern über die Entscheidung des CCC ausgedrückt. "Der Vorstand des Attraktor und auch seine Mitglieder distanzieren sich ganz klar von Faschismus, Rechtsradikalismus und Gewalt in jeder Form. Wir sind ein offener Makerspace, hier tauschen sich Technikbegeisterte aus, hier hat Intoleranz keinen Platz." Erneut wird jedoch betont, dass der Vorstand und die Mitglieder hinter Robert M. stünden, der von der rechten Szene abgekehrt sei und sehr viel Arbeit in den Attraktor gesteckt habe.