Gegen die Pressefreiheit und für die Piusbrüder – Freiburg von seiner gewöhnlichsten Seite

Gegen die Pressefreiheit und für die Piusbrüder – Freiburg von seiner gewöhnlichsten Seite

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In der Kajo - Foto: RDL
In der Kajo - Foto: RDL
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Am heutigen Freitag den 5. April begleitete ein Großaufgebot der Polizei die Piusbrüder bei ihrem Kreuzzug gegen Abtreibungen und für die „unschuldig im Schoße ihrer Mütter“ Gestorbenen durch die Freiburger Innenstadt. Hierbei hatte die Polizei mit einer Gruppe renitenter Gegendemonstrantinnen ebenso zu kämpfen wie mit JournalistInnen, die entgegen den Wünschen der Einsatzleitung ihrer Arbeit nachgehen wollten.

Lausig geschätzt versammelten sich um 17 Uhr in der Humboldtstraße 120 Piusschwestern und -brüder; 100 Polizisten + 10 in privater Freizeitkleidung und anfangs bis zu 200 Gegendemonstrantinnen. Unter lauten Pfeifkonzerten und Sprechchören beteten die Piusbrüder zu ihrem Gott und verteufelten vor dem Sitz der Familienberatung von ProFamilia Abtreibungen. Danach zogen sie umringt von Demonstrierenden und Polizei durch die Kajo, vorbei am Rathaus, einmal ums Münster zum Kartoffelmarkt, wo die Prozession ihr Ende fand.

Mit dem Kreuz vor ProFamilia - Foto: RDL
Mit dem Kreuz vor ProFamilia - Foto: RDL
Zu Beginn des Aufzugs und in der Kajo kam es mehrfach zu kleineren Rangeleien zwischen PiusgegnerInnen und der Polizei, die der Prozession den Weg freischubsen musste. Hierbei wurden mehrfach für kurze Zeit Menschen in Polizeikesseln festgehalten und in mindestens einem Fall kam es zu einer Ingewahrsamnahme (Update: Die Pressestelle der Polizei gibt 6 Gewahrsamnahmen an). Auf dem Twitteraccount, über den u.a. zu den Protesten aufgerufen worden war, wurde am Abend ein positives Fazit gezogen: „Das waren die entschlossensten Proteste, seit die Piusbrüder in Freiburg marschieren!“

Doch ganz so positiv sollte dieser Bericht nicht enden. Denn Freiburg präsentierte sich auch wieder von seiner gewöhnlichsten Seite. Trotz der anscheinend für die Organisatorinnen erfreulichen Zahl an Protestierenden, glänzte etwa das Freiburger Bürgertum erneut vor allem durch Abwesenheit und Desinteresse. Besonders eindrücklich wurde dies durch ihren Häuptling zum Ausdruck gebracht. Als die Piusbrüder am Rathaus vorbeizogen ließ es sich der grüne OB Dieter Salomon nicht nehmen, den Einsatzleiter der Polizei persönlich winkend zu begrüßen. Warum sein Gruß nicht den Gegendemonstrantinnen galt, die trotz erheblicher Widerstände etwas für das selbstgefällige Image Freiburgs als weltoffener und toleranter Stadt taten, bleibt sein Geheimnis. Ähnlich geheim, wie die Gründe für das offensichtliche Entgegenkommen des ansonsten so wenig versammlungsfreundlichen Ordnungsamts gegenüber den Piusbrüder, die im Zickzack (trotz geöffneter Geschäfte) durch die Innenstadt marschieren durften [Update 10.04. von RDL zum Thema].

Vor dem Münster - Foto: RDL
Vor dem Münster - Foto: RDL
Erwähnenswert ist abschließend zudem das aggressive Verhalten der Polizei gegenüber der Presse. JournalistInnen von verschiedenen Medien wurden immer wieder in Polizeikessel geschubst und gestoßen und an ihrer Arbeit gehindert. Die PolizistInnen gingen hierbei umso engagierter vor, als ihr Einsatzleiter, Harry Hochhuli, mehrfach in direkter Diskussion mit Journalisten wie auch via Megafon deutlich machte, dass dies der von ihm präferierte Umgang sei. So betonte er etwa, dass er festlege, wo die Presse zu stehen habe.

Der Beitrag von Punkt 12 am Montag zum Gebetszug und den Protesten ist hier zu finden.