#73 Der Globale Süden im 2. Weltkrieg

#73 Der Globale Süden im 2. Weltkrieg

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Millionen Soldaten aus Afrika, Asien und Ozeanien haben im Zweiten Weltkrieg gekämpft, um die Welt vom deutschen und italienischen Faschismus sowie vom japanischen Großmachtwahn zu befreien. Sowohl die faschistischen Achsenmächte als auch die Alliierten rekrutierten in ihren Kolonien Hilfstruppen und Hilfsarbeiter oftmals mit Gewalt. Hunderttausende Frauen waren Opfer sexueller Gewalt. Rekruten aus den Kolonien mussten sich mit weniger Sold, schlechteren Unterkünften und geringeren Kriegsrenten als ihre «weißen Kameraden» zufrieden geben. Weite Teile der Dritten Welt dienten auch als Schlachtfelder und blieben nach Kriegsende verwüstet und vermint zurück.

Doch so gravierend die Folgen des Zweiten Weltkriegs in der Dritten Welt auch waren, in der hiesigen Geschichtsschreibung kommen sie nicht vor. Ein umfassendes Forschungsprojekt wollte dies ändern und trat u.a. mit der Ausstellung Die 3. Welt im 2. Weltkrieg in zahlreichen Städten in Erscheinung.

Die iz3w gab 2009 - 70 Jahre nach dem offiziellen Ausbruch des Zweiten Weltkrieges - ein Heft zum Schwerpunkt Nazikollaborateuren in der Dritten Welt heraus.

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In der aktuellen südnordfunk Sendung wollen wir zwei Ereignisse/Regionen vertieft aufgreifen und wir wiederholen ein Interview von Viktoria mit dem Ausstellungsmacher Karl Rössel vom Rheinischen Journalist*innenbüro.

* Adèle Cailleteau erinnert an das Massaker von Thiaroye. M'bap Senghor war 32, als er bei dem Thiaroye-Massaker vom französischen Militär ermordert wurde. Nachdem er als Kolonialsoldat für Frankreich im Zweiten Weltkrieg kämpfte, wurden er und seine Gefährten ohne jegliche Zeichen der Anerkennung aus dem Kriegsdienst entlassen und nach Senegal zurückgeschickt. Viele erhielten nicht einmal ihren Gefangenlohn oder die Entschädigung ihrer Soldatendienste. In Dakar angekommen und dann in dem Durchgangslager von Thiaroye eingesperrt, verlangten M'bap Senghor und andere Soldaten, was ihnen zustand. Anstatt sie zu bezahlen, tötete die französische Armee sie. In der offiziellen, aber falschen Erzählung war die Rede von einer Meuterei, die niedergeschlagen werden musste. Erst vor fünf Jahren erkannte der französische Präsident Hollande zum Teil das Unrecht der französischen Armee. Der Sohn von M'bap Senghor, Biram Senghor, und die Historikerin Armelle Mabon haben rechtliche Schritte eingeletet, um Zugang zur Wahrheit zu erhalten. Sie erklären im Beitrag ihre Forderungen: die Exhumierung der Leichen und Zugang zu den Archiven zu erwirken.

* Der 2. Weltkrieg brach aus, als Indien sich mitten im Unabhängigkeitskampf gegen die Kolonialmacht Großbritannien befand. 1939 erklärte der britische Vizekönig Lord Linlithgow den Kriegseintritt Britisch-Indiens auf Seiten des Empire, ohne die gewählten indischen Volksvertreter zu konsultieren. So wurde das Land ungewollt mit in den Kampf gegen Nazi-Deutschland und dessen Verbündete Italien und Japan gezogen. Welche Rolle spielte Indien im 2. Weltkrieg? Welche Auswirkungen hatte der 2. Weltkrieg auf Indien? Und gab es Entschädigungen seitens der britischen Kolonialmacht für die erzwungene Miteinbeziehung in den Krieg?

Greta Panschar befragte dazu die Historikerin Dr. Maria Framke. Sie verfasste ihre Promotion zum Thema "Wahrnehmungen und Aneignungen von Faschismus und Nationalsozialismus in Indien zwischen 1922 und 1939". Seit 2015 ist sie am Lehrstuhl für Europäische und Neueste Geschichte der Uni Rostock tätig und schreibt zur Zeit an ihrer Habilitation zu dem Thema „South Asian Humanitarianism in armed conflicts, 1899-1949“.