Leute warten auf einen Totimpfstoff, den es gar nicht gibt

Leute warten auf einen Totimpfstoff, den es gar nicht gibt

Viele Impfskeptiker*innen begründen ihre Weigerung, sich impfen zu lassen damit, dass sie den bereits massenhaft eingesetzten mRNA- und Vektor-Impfstoffen misstrauen und lieber auf einen Totimpfstoff warten. Das Argument oder die Ausrede könnte bald ungültig werden, denn bereits am Montag könnte die europäische Zulassungsbehörde EMA den Totimpfstoff Novavax zulassen, der allgemein als Totimpfstoff gehandelt wird. Bei so etwas platzt einem deutschen Professor natürlich der Kragen. Derr Professor für Impfstoffkunde, Florian Kramer musste die Wahrheit einfach mal Twittern: „Kann man bitte aufhören den Impfstoff von Novavax als Totimpfstoff zu bezeichnen? Es ist ein rekombinanter Proteinimpfstoff,“ schrieb Kramer. Darauf twitterte der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der eben halt auch Politiker ist, dagegen: „Stimmt zwar. Aber weil so viele Ungeimpfte nur Totimpfstoff wollen, warum auch immer, wird bald erhältliches Novavax als solcher bezeichnet.“ Zugleich wies Lauterbach darauf hin, dass die zur Zeit eingesetzten Impfstoffe bereits milliardenfach bewährt seien, was Novavax natürlich noch nicht sei. Aber vielleicht liegt da auch gerade der Hase im Pfeffer, bei der Impfdiskussion geht es weniger um rationale Argumente als um die Verteidigung von Haltungen mit möglichst rational aussehenden Argumenten. Wenn für eine Reise eine Impfung notwendig war, haben wohl bisher die wenigsten Menschen danach gefragt, was für eine Art von Impfstoff zur Verfügung stehe.

 

Jedenfalls kann man nicht sagen, proteinbasierte Impfstoffe seien völlig neu wie die mRNA-Impfstoffe oder relativ neu wie die Vektorimpfstoffe, z. B. der Impfstoff von AstraZeneca. Proteinbasierte Impfstoffe werden seit längerer Zeit bei der Grippeimpfung eingesetzt. Zuletzt gab es Bedenken der EMA wegen der Herstellung des Novavax-Impfstoffes. Diesen könnten aber nun ausgeräumt sein. Bis damit viele Menschen geimpft sind dürfte das land aber bereits tief in der fünften Corona-Welle sein, wenn nicht in der sechsten.