Eine am 3. Februar veröffentlichte UN-Studie weist nach, daß der heute in den Industrienationen übliche Fleischkonsum und die industrielle Landwirtschaft ein globales Zerstörungswerk anrichten. In den vergangenen 50 Jahren erreichte dieses Zerstörungswerk demnach ein nie zuvor erreichtes Ausmaß. Die fortschreitende Artenvernichtung und rund 30 Prozent der von Menschen gemachten Treibhausgasemissionen seien hierauf zurückzuführen. Die Menschheit müsse ihre Ernährung von tierischen auf pflanzliche Eiweißträger umstellen.
Die industrielle Landwirtschaft zerstört laut der UN-Studie "Food System Impacts on Biodiversity Loss" vor allem mit ihrem massiven Einsatz von Pestiziden und dem Anbau von Monokulturen unwiederbringlich die Böden. Dies führe wiederum dazu, daß noch mehr natürliche Landflächen in Ackerflächen umgewandelt werden, was wiederum einen weiteren Verlust von Lebensräumen und Biodiversität bedinge. Die Leidtragenden dieses Teufelskreises seien nicht nur die zur Fleischproduktion gehaltenen Tiere, sondern auch wildlebende Vögel, Säugetiere, Insekten und Mikroorganismen. "Die Landwirtschaft gefährdet 24.000 der 28.000 Arten, die vom Aussterben bedroht sind," so die UN-Studie.
Am Beispiel des Regenwaldes wird klar erkennbar: Die intensive Rinderhaltung in Südamerika führt zum ungebremsten Abholzen von Regenwald, dem Ökosystem mit der größten Artenvielfalt. Viele Tier- und Pflanzenarten gehen damit unwiederbringlich verloren. In der Biomasse der Agrarflächen kann pro Quadratkilometer nur eine viel geringere Menge CO2 gebunden werden als im Regenwald. Die industrielle Landwirtschaft setzt auf vielfältige Weise Treibhausgase frei und ist damit zu rund 30 Prozent für die menschengemachte globale Klimaveränderung verantwortlich.
Für die landwirtschaftliche Fleisch-Produktion werden große Mengen fossiler Energie, Dünger und Wasser benötigt. Um der Klimakatastrophe endlich gegenzusteuern, müsse laut der UN-Studie der Fleischkonsum drastisch reduziert werden. Ohne ein Umsteuern, so die Warnung der AutorInnen, werde sich der Verlust von Biodiversität beschleunigen.
Mit der Erzeugung von pflanzlichen Lebensmitteln können auf derselben Ackerfläche durchschnittlich zehn Mal mehr Menschen ernährt werden als mit der Erzeugung von Futtermitteln für tierische Lebensmittel. Daher würde der Umstieg von tierischen auf pflanzliche Lebensmittel den Flächenbedarf in der Landwirtschaft dramatisch verringern. Die freiwerdenden Flächen könnten wieder aufgeforstet werden und enorme Mengen CO2 aus der Atmosphäre binden. Klimaschutz wäre - menschliche Intelligenz einmal hypothetisch vorausgesetzt - bis 2050 weltweit fast zum Nulltarif möglich.
Christina Ledermann, Vorsitzende der Organisation 'Menschen für Tierrechte' appelliert: "Der neue UN-Bericht zeigt uns überdeutlich die Dringlichkeit eines Paradigmenwechsels. Unsere Gesundheit und unser Umgang mit Tieren und Ökosystemen sind eng miteinander verknüpft. Es ist nicht nur das skandalöse Tierleid, das Artensterben und der Klimawandel, sondern auch die Bedeutung der industriellen Tierhaltung als Brutstätte für Zoonosen. Corona hält uns gerade mit aller Brutalität vor Augen, wie überfällig und existentiell diese Wende ist. Wir müssen uns schnellstens von unserem immensen Konsum tierischer Produkte verabschieden und unsere Landwirtschaft und Ernährungsgewohnheiten endlich auf pflanzliche Eiweißträger umstellen. Jetzt zeigt sich, dass eine pflanzenbasierte Ernährung nicht nur eine Spinnerei ist. Die Zukunft der Ernährung ist pflanzlich, oder es gibt keine Zukunft."
Ob allerdings die Hoffnung begründet ist, die dringend nötige Agrar-Wende könne auf EU-Ebene mit Hilfe einer Reform der sogenannten "gemeinsamen Agrarpolitik" (GAP) vorangetrieben werden, ist recht fraglich. Leider gibt es eine menschliche Eigenschaft, die in der Lage ist, Intelligenz nahezu völlig auszuschalten: Gier.