22 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica wurde Ratko Mladic gestern des Völkermords und weiteren neun von elf Anklagepunkten für schuldig gesprochen. Darauf verurteilte ihn das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu lebenslanger Haft.
Mladić wurde aus dem Gerichtssaal entfernt, nachdem er den Richter unter anderem mit sexistischen Drohungen beschimpft hatte. Die Verteidiger hatten auf Freispruch in allen Punkten oder höchstens 15 Jahre Haft plädiert. Sie wollen in Berufung gehen.
Mladic gilt als militärisch Hauptverantwortlicher für das Massaker von Srebrenica, bei welchem etwa 8.000 Männer, vor allem muslimischen Glaubens, ermordet wurden. Der ehemalige bosnisch-serbische General wurde zudem wegen Vertreibungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Zwangsumsiedlungen sowie Verstößen gegen das Kriegsrecht für schuldig befunden. Das gestrige Urteil hält ihn auch für den Jahrelangen Beschuss von Sarajevo verantwortlich. Der Angeklagte war erst 2011, nach 16 Jahren auf der Flucht, festgenommen worden.
In Serbien gilt Mladic manchenorts noch als Kriegsheld. Einen Tag vor der Urteilsverkündigung nahm ihn der bosnisch-serbische Präsident Milorad Dodik in Schutz genommen. Mladic habe "sehr professionell und patriotisch seine Pflicht erfüllt“.
Andererseits protestierten Überlebende und Familienangehörige von Kriegsopfer während der Verhandlung vor dem Gericht in Den Haag. Viele waren nach der Urteilsverkündung gegen Mladic scheinbar erleichtert, doch der Kampf um Gerechtigkeit gehe weiter, verkündet der Verband "Mütter von Srebrenica".