Ukraine: Nur ein Fluchtkorridor konnte wirklich genutzt werden

Ukraine: Nur ein Fluchtkorridor konnte wirklich genutzt werden

Laut der ukrainischen Politikerin Iryna Wereschtschuk, die die Regierung gegenüber dem Parlament vertritt, konnten 5000 Ukrainer*innen und 1700 ausländische Studierende die umkämpfte Großstadt Sumy nahe der russischen Grenze verlassen. Es ist das erste Mal, dass ein zwischen der Ukraine und Russland vereinbarter Fluchtkorridor in größerem Umfang genutzt werden konnte. Der hohe Anteil an ausländischen Studierenden und damit die Aufmerksamkeit vieler Länder mag da bei eine Rolle gespielt haben. Die Evakuierungen aus Sumy sollen fortgesetzt werden. Die Stadt war Anfang der Woche erneut unter schwerem Beschuss. Alleine am Montag sind nach Angaben des Gouverneurs 22 Menschen, darunter drei Kinder in Sumy getötet worden.

 

Dagegen ist ein Fluchtkorridor auf dem ca. 200 000 Menschen die Hafenstadt Mariupol verlassen wollen, immer wieder gescheitert. Auch Hilfslieferungen kommen in die von russischen Truppen und Donbas-Separatisten belagerte Stadt nicht durch. Seit ca. einer Woche gibt es in Mariupol weder Wasser noch Strom und die Lebensmittel sind aufgebraucht. Die Stadt wird immer wieder beschossen. Evakuierungsversuche, die regelmäßig nach schwerem Beschuss abgebrochen werden müssen, zehren zusätzlich an den Nerven der Bewohner*innen von Mariupol.

 

Die Frankfurter Allgemeine zitiert einen nicht namentlich genannten Syrer, der Russland ein zynisches Spiel mit sogenannten Fluchtkorridoren vorwirft. Ihn erinnert das an die Zerstörung von Aleppo durch die russische und syrische Luftwaffe im Jahr 2016. Sogenannte „humanitäre Korridore“ seien ein „zynischer Schachzug“ der russischen Propaganda. „Willigt man ein, humanitäre Korridore nach einem festgelegten Zeitplan einzurichten, dann führt das zwangsläufig dazu, dass das Ende des Zeitplans den Beginn der systematischen Bombardierung markiert. Dann wird al­les und jeder hinter den Linien als Feind betrachtet, und die russische Militärmaschine wird mit wahlloser Brutalität entfesselt.“

 

In der Nacht auf Mittwoch wurden mehrere ukrainische Städte von der russischen Armee beschossen. Die ukrainische Seite spricht von zerstörten Wohnhäusern und dem Tod von Zivilpersonen. Darunter sollen sich auch mehrere Kinder befinden.