Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann

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Ludwig Baumann ist Wehrmachtsdeserteur und Friedensaktivist.

Radio F.R.E.I. Erfurt sprach mit Ludwig Baumann anlässlich der Ausstellung "Was damals Recht war... Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht", die noch bis zum 5. Juni in Erfurt (Peterskirche auf dem Petersberg) zu sehen ist.

Sendetermine: Donnerstag, 13. Mai um 12 Uhr und Freitag, 14. Mai um 19.30 Uhr.

Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann

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Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann

Ludwig Baumann ist Wehrmachtsdeserteur und Friedensaktivist.

Radio F.R.E.I. Erfurt sprach mit Ludwig Baumann anlässlich der Ausstellung "Was damals Recht war... Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht", die noch bis zum 5. Juni in Erfurt (Peterskirche auf dem Petersberg) zu sehen ist.

Sendetermine: Donnerstag, 13. Mai um 12 Uhr und Freitag, 14. Mai um 19.30 Uhr.

Ludwig Baumann (* 13. Dezember 1921 in Hamburg) ist ein deutscher Wehrmachts-Deserteur und Friedens-Aktivist.

Als
Sohn eines Tabakgroßhändlers trat er nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten in Deutschland weder der Hitler-Jugend noch einer
anderen Organisation der NSDAP bei.

Als 19-Jähriger wurde Ludwig
Baumann in die Wehrmacht eingezogen. Bereits am 3. Juni 1942
desertierte er zusammen mit Kurt Oldenburg bei Bordeaux / Frankreich
aus Hitlers Armee. Nach dem Krieg erklärte er zu seinen damaligen
Motiven: „Ich hatte erkannt, dass es ein verbrecherischer,
völkermörderischer Krieg war."

Bereits am der Desertion folgenden Tag
wurde er von deutschen Grenzposten gestellt. Obgleich Baumann bei
seiner Festnahme bewaffnet war, ließen er und Oldenburg sich - aufgrund
ihrer gewaltfreien Gesinnung - widerstandslos festnehmen. Am 30. Juni
1942 wurde Ludwig Baumann wegen „Fahnenflucht im Felde" zum Tode
verurteilt. Davon, dass die Todesstrafe in eine 12jährige
Zuchthausstrafe umgewandelt wurde, erfuhr er erst nach Monaten, die er
in Todesangst verbracht hatte. Jeden Morgen rechnete er mit seiner
Hinrichtung.

Der junge Mann wurde zunächst in das KZ Esterwegen, eines
der berüchtigten Moorlager im Emsland, und später in das
Wehrmachtgefängnis Torgau eingeliefert. In Torgau erlebte er, wie
Tausende andere Deserteure hingerichtet wurden.Sein Schicksal
teilte er im weiteren Verlauf des 2. Weltkrieges mit weiteren Opfern
der NS-Militärjustiz, die in das „Bewährungsbataillon 500" an die
Ostfront gezwungen wurden. Trotzdem überlebte Baumann den Krieg.

Nach
seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft in Russland hatte er es
schwer in einer Gesellschaft, in der Deserteure noch immer als
„Feiglinge" geächtet wurden. In nur kurzer Zeit vertrank er sein Erbe.
Erst als seine Frau bei der Geburt des sechsten Kindes starb, gelang es
ihm, vom Alkohol loszukommen. Schließlich begann Ludwig Baumann, sich
in der Friedens- und Dritte Welt-Bewegung zu engagieren.

1990 gründete
er mit etwa 40 noch lebenden Wehrmachtsdeserteuren und einigen
engagierten Wissenschaftlern und Historikern die Bundesvereinigung
Opfer der NS-Militärjustiz, um eine Aufhebung der Unrechtsurteile gegen
Deserteure, „Wehrkraftzersetzer", Selbstverstümmeler und andere Opfer
der NS-Militärjustiz durchzusetzen sowie deren vollständige
Rehabilitation zu erreichen.

2002 wurde dieses Ziel mit dem Gesetz zur
Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der
Strafrechtspflege erreicht[1]. Im Laufe der Anerkennung war er an
mehreren parlamentarischen Debatten und Beratungen in
Bundestagsausschüssen aktiv.

Zusätzlich zu diesem Einsatz für
Deserteure und andere von der NS-Gerichtsbarkeit Verfolgte setzt sich
Ludwig Baumann in der Friedensbewegung ein. An jedem Einberufungstermin
versucht er mit jungen Männern, die auf dem Weg in die Kaserne sind,
ins Gespräch zu kommen. Seine Botschaft an die Einberufenen: „Leistet
Widerstand, wenn ihr Befehle bekommt, denen ihr im zivilen Leben nicht
folgen würdet."

Im Jahre 1994 wurde Ludwig Baumann mit dem
„Sievershäuser Friedenspreis" und 1995 mit dem „Aachener Friedenspreis"
ausgezeichnet. 2007 erhielt er den Kultur- und Friedenspreis der Villa
Ichon, Bremen.Zur Einweihung der Installation Denkzeichen zur
Erinnerung an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg am 8.
Mai 2002 in Berlin leitete Baumann seine Rede mit dem Zitat Hitlers
ein: „Der Soldat kann sterben, der Deserteur muss sterben." (Quelle: Wikipedia)