Endlich ist es soweit: Die Geschichte der NS-Zwangsarbeit auf dem Freiburger Grethergelände wird aufgearbeitet. Anlässlich des Stadtjubiläums hat die Historikerin Maxilene Schneider im Auftrag von GretherKultur und Radio Dreyeckland in aufwändiger Archivarbeit eine Broschüre erstellt um an die mindestens 60 Männer und Frauen zu erinnern, die während des Nationalsozialismus in der Gretherfabrik zur Arbeit gezwungen wurden.
Die Broschüre gibts für 8 € bein Jos Fritz und kann hier heruntergeladen werden: 2020_Zwangsarbeit_web.pdf
Die Broschüre wurde finanziell von Demokratie Leben! und aus dem Stadtjubiläumsprojekt GrundRisse - ein Quartier im Umbruch gefördert.
Vorwort
Unser Grethergelände hat einiges erlebt: Die Gründung als Eisengießerei und Maschinenfabrik 1888. Die Jahrzehnte der Produktion im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Das Ende als Fabrik nach dem 2. Weltkrieg und die folgende Talfahrt bis zum drohenden Abriss in den 1970er Jahren. Und dann die schwer erkämpfte alternative Übernahme ab Anfang der 1980er Jahre, die Sanierung der Gebäude, deren Umnutzung und die damit einhergehende Wiederbelebung. Heute zeugen hauptsächlich die Gebäudehüllen von der Vergangenheit, von der Tatsache, dass hier jahrzehntelang Menschen unter vermutlich harten Bedingungen arbeiten mussten.
Viel darüber wissen wir leider nicht. Das Firmenarchiv ist verschwunden, eventuell im 2. Weltkrieg verbrannt, sonst könnte es uns mehr über das dunkelste Kapitel der Geschichte des Geländes erzählen. Bisher wussten wir nur, dass während des Nationalsozialismus anscheinend Kriegsgerät produziert wurde, dass Zwangsarbeiter*innen hier arbeiten mussten und dass Roman Kowalczyk, einer von ihnen, hingerichtet wurde. Fördergelder von „Demokratie Leben!“ und aus unserem Stadtjubiläumsprojekt „GrundRisse – ein Quartier im Umbruch“ haben uns erlaubt, genauer hinzuschauen. Resultat ist diese Broschüre, die das System Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, die Situation in Freiburg und besonders im Grethergelände nachzeichnet.
Unser besonderer Dank geht an Maxilene Schneider, die unseren Rechercheauftrag mit viel Engagement, Stöbern in Archiven und akribischer Forschung in diese hervorragende Arbeit umgesetzt hat. Dass noch nicht alle Fragen beantwortet werden konnten, ist in erster Linie dem verschwundenen Firmenarchiv geschuldet. Trotzdem liefert ihre Arbeit einen tiefen Einblick in die dunkelsten Jahre dieses Geländes. Für uns, die wir hier wohnen und arbeiten, ist es wichtig, nicht wegzuschauen, sondern an das hier begangene Unrecht zu erinnern.
Wir wissen nun, dass mindestens 60 Männer und Frauen aus verschiedenen, von der Wehrmacht besetzten Ländern, in der Gretherfabrik zur Arbeit gezwungen wurden. Wie Millionen anderer Menschen wurden sie von den Nationalsozialisten verschleppt, ausgebeutet und versklavt. Roman Kowalczyk, der in der Gretherfabrik arbeitete, fiel dem mörderischen Rassismus der Nationalsozialisten zum Opfer, der sexuelle Beziehungen zwischen polnischen Männern und deutschen Frauen verhindern wollte. Er wurde ermordet, weil eine Freiburgerin ein Kind von ihm erwartete. An ihn und an alle, die in der Gretherfabrik Zwangsarbeit leisten mussten, möchten wir mit dieser Broschüre und einem Mahnmal auf dem Grethergelände dauerhaft erinnern.
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Beitrag zur Zwangsarbeit im Sedanquartier aus dem Jahr 2016: Großbetriebe, kleine Malerbetriebe, Bauunternehmen wie Brenzinger, die Gretherfabrik, nutzten ZwangsarbeiterInnen aus und arbeiten die Geschichte nicht auf