Der einst von Henri Lefebvre formulierte Slogan RECHT AUF STADT, mit dem er in den 1970er Jahren auf die Folgen der schnellen Urbanisierung, insbesondere das veränderte Leben in den Banlieus aufmerksam machen wollte, anvancierte in den letzten Jahren zum Leitsatz einer Bewegung, die die kapitalistische Be – und Verwertung von öffentlichen Räumen, gewinnträchtige Spekulationen mit Wohnraum und die damit einhergehende Verdrängung von Menschen, aufhalten möchte.
Die vier ausgewählten Filme beschäftigen sich als Chronisten unserer Zeit ganz aktuell mit verschiedenen Phänomenen, die zur Gentrifizierung eines Stadtteils beitragen und durch die Verdrängungsmechanismen stattfinden. Ob durch Aufwertung einzelner Wohnviertel und damit einhergehende Mieterhöhungen, Eigentumsbildung, durch “Immobilienhaie“ und gewinnbringende Spekulation mit Immobilien oder bei der Neugestaltung eines Stadtteils, es bleibt immer die Frage: Wem gehört die Stadt?
Aufgrund der oben beschriebenen Entwicklungen, beschäftigen sich immer mehr Menschen mit der Frage nach einer am Menschen orientierten Stadtentwicklung, so steht bspwe. Das Wissenschaftsjahr 2015 unter dem Motto „Zukunftsstadt“ . Es sind vielerorts „Recht auf Stadt“-Netzwerke entstanden, so auch in Freiburg. Wir laden Sie ein, an vier Abenden mit den FilmemacherInnen über die vorgestellten Filme ins Gespräch zu kommen. Vertreter des „Recht auf Stadt“-Netzwerks stehen für Auskünfte über die Situation in Freiburg zur Verfügung. Wir freuen uns auf angeregte Diskussionen und eine gemeinsame Beschäftigung mit der Frage nach einer gelungenen Stadtentwicklung.
Eine Stadt, in der die Diskussion um Verdrängung, kapitalistische Verwertung von Wohnraum und öffentlichem Raum, zusammengefasst unter dem Schlagwort Gentrifizierung, besonders in Gang gekommen ist, ist Hamburg. Daher wenden wir mit dem ersten Film auch den Blick nach Hamburg, in einen der bekanntesten Stadtbezirke Deutschlands, auf St. Pauli. Hier standen die Essohäuser, die symbolisch für den Umbau St. Paulis zum Investorenviertel sind und deren Bewohner im Zentrum des Diskurses um Recht auf Stadt und im Zentrum des Filmes BUY BUY ST. PAULI stehen. Zu Gast sind die FilmemacherInnen Irene Bude und Steffen Jörg.
In Berlin sieht die Situation nicht viel anders aus. Die strukturelle Umgestaltung der Stadtteile wandert von Kiez zu Kiez. Nicht zuletzt durch ein an sich sehr solidarisches Konzept, das der „Baugruppen“, werden einkommensschwache Menschen weiter an die Peripherie gedrängt, da ehemalige Mietwohnungen nun in Eigentum umgewandelt werden. Das zeigt uns der Film VERDRÄNGUNG HAT VIELE GESICHTER. Die Filmemacher stehen für eine Diskussion zur Verfügung.
Auch in Köln regt sich Widerstand, als bekannt wird, dass der alte Leuchtturm auf dem Heliosgelände, Wahrzeichen und Mittelpunkt des Stadtteils Ehrenfeld, von einem Investor gekauft, einer Shopping-Mall weichen soll. Die Filmemacherin Anna Ditges verfolgt den Prozess der Verhandlungen, was mit dem Gelände passieren soll, von allen beteiligten Seiten aus. So kommt die Stadtverwaltung ebenso zu Wort, wie der Investor, die Bürgerinitiative in der sich wiederum ganz unterschiedliche Vorstellungen treffen, wie auch die bisherigen Nutzer des Geländes. Die arbeitsaufwendigen Treffen der Bürgerinitiative zeigen, was der demokratische Prozess mit sich bringt, was aber letztlich auch zu einer am Bürger orientierten Planung neuer Stadtviertel notwendig erscheint.
Im dritten von uns vorgestellten Film GÖTTLICHE LAGE, ist die Phase der Planungen bereits passé. Auf der alten Industriebrache der Schwermetallindustrie in Dortmund, ist ein neuer Stadtteil entstanden. In Angrenzung an ein bereits existierendes Wohnviertel steht nun, in Abgrenzung zum alten, verfallenen, maroden, ein neues Viertel: modern, licht und absolut hochpreisig. Wer hat hier für wen geplant? Wer nutzt welchen Raum? Wie sieht die tatsächliche Nutzung aus und was ist eigentlich mit der Natur – hat sie bei Stadtplanungen auch noch ein Wörtchen mitzureden?
In Kooperation mit dem "Recht auf Stadt"-Netzwerk Freiburg.
In dieser Filmreihe wird es mehrere Filmnvorführungen über verschiedene Städte in Deutschland geben. Alle Termine kann man auf der Homepage vom KoKi finden.