Noch bis zum 19. Februar dreht sich in Berlin alles um das Thema Film bei der 62. Berlinale.
Interview mit RDL-Korrespondent Johannes Litschel zu seinen bisherigen Filmerlebnissen und dem Wettbewerb.
Wie jedes Jahr fanden auch in diesem Februar die Berliner Filmfestspiele statt. Knapp 400 Filme wurden in 10 Tagen in 20 Kinos gezeigt. Angelique, Alex und Johannes waren die zehn Tage vor Ort...
Der aussichtslose Kampf gegen das
eigene Scheitern
Aus Berlin: Martin Koch und Henriette Walz
Wie eine Selbstverständlichkeit klingt
der Titel für einen Durchschnittsverbraucher, wie ein Schrei nach
Freiheit für alle Insassen des hier gezeigten rumänischen
Jugendgefängnisses. Silviu heißt der junge Mann im Mittelpunkt
dieses Film, sein Körper ist durchtrainiert, sein Haar kurzgeschoren
und seine Situation erscheint verfahren: zwar muss er von seinen fünf
Jahren im Gefängnis nur noch zwei Wochen absitzen, doch dann taucht
plötzlich seine verschollen geglaubte Mutter auf und will seinen
jüngeren Bruder mit nach Italien nehmen.
Robert Axle. Ein Name wie ein
Fingerabdruck für eine amerikanische Filmfigur, schon allein wegen
der klanglichen Nähe seines Nachnamens zu einem allseits bekannten
Schimpfwort. Passend dazu wird dieser Axle – wie übrigens
bemerkenswert viele Charaktere auf dieser Berlinale – zu Filmbeginn
als zerzauster Träger einer unordentlichen Langhaarfrisur aus dem
Knast entlassen, weil ihn seine Funktion als Vater zahlreicher
Erfindungen nicht vor deren schlampigen Ausarbeitungen und dadurch
entstehenden schweren Unfällen zahlender Kunden gerettet hat.
Ist das nun revolutionäre neue
Kinokunst, oder einfach nur anstrengend und langweilig. Daran
scheiden sich die Geister, aber eines ist klar: Angela Schanelec'
„Orly“ ist ein Film der seinem Publikum vor allem Geduld
abverlangt.
Vier Paare, vier Episoden, angesiedelt
im selben Setting: der Wartehalle des Pariser Flughafens Orly.
Bei der Wahl seiner Filmtitel war
Benjamin Heisenberg bisher wenig kreativ: nach „Schläfer“ kommt
nun „Der Räuber“. Bei den Inhalten sieht das glücklicherweise
anders aus: sein neuester Film verknüpft geschickt Elemente von
Thriller und Drama zu einer nüchternen Schilderung einer einmaligen
Kriminalgeschichte. Die Hauptfigur Johann Rettenberger hatte in den
achziger Jahren eine Serie von Verbrechen verübt und war nebenbei
als Marathonläufer erfolgreich. Auf diesem Gegensatz aufbauend
inszeniert Heisenberg Rettenbergers Geschichte zwischen seiner
Haftentlassung und seinem Tod auf der Flucht:
Sein Name ist Khan, Sha Rukh Khan. Im
Film: Rizvan Khan. Und, wenn man es auf Hollywood übertragen will:
eher Forrest, Forrest Gump als Bond, James Bond. Verwirrend? Dann
jetzt ein etwas einfacherer Einstieg: in „My Name is Khan“ geht
es um Liebe, die religiöse, gesellschaftliche und kulturelle Grenzen
überwindet.
Von
Blair zu Brosnan, von Harris zu Polanski: „The Ghostwriter“
Aus Berlin: Martin Koch
Ein junger Sportler-Biograph (Ewan
McGregor) bekommt einen brisanten neuen Auftrag: er soll als
Ghostwriter die Memoiren des ehemaligen britischen Premierministers
Adam Lang (Pierce Brosnan) fertigstellen. Der Vorgänger des
selbstverständlich anonym bleibenden „Ghosts“, Mike McAra, war
zuvor unter mysteriösen Umständen umgekommen. Der neue Mann begibt
sich sofort auf das Insel- Anwesen der Familie Lang und kommt
allmählich einer Verschwörung mit weltumspannender Tragweite auf
die Spur: war Lang aktiv an der Auslieferung britischer Staatsbürger
in amerikanische Foltergefängnisse beteiligt?
Dichtkunst
von Allen Ginsberg als Graphic Novel, Poesie als Film von Rob Epstein:
„Howl“
Aus Berlin: Martin Koch
„I
saw the best men of my generation destroyed by madness, starving
hysterically naked.“ Mit diesen Worten beginnt ein Gedicht von
Allen Ginsberg, das so mancher amerikanische Schüler aus der
Highschool kennt, ohne jemals recht schlau daraus geworden zu sein.
So ging es unter anderem auch dem Regisseur Rob Epstein. Doch nun
haben Epstein und sein Co-Regisseur Jeffrey Friedman, die sich als
Dokumentarfilmer und Chronisten der amerikanischen Schwulenszene
einen Namen gemacht haben, in ihrem ersten Spielfilm an die
Interpretation eben dieses Gedichts gemacht: „Howl“.