100 Jahre Gartenstadt: MieterInnen-Iniative warnt vor Ausverkauf

100 Jahre Gartenstadt: MieterInnen-Iniative warnt vor Ausverkauf

Anlässlich der 100-Jahre-Feierlichkeiten in der Freiburger Gartenstadt ist nicht nur Jubel zu hören: Die MieterInnen-Initiative Gartenstadt äußerte zusammen mit dem Bauverein "Wem gehört die Stadt?" Kritik an der zunehmenden Umwandlung von Gartenstadt-Mietwohnungen in Eigentumswohnungen. Im gemeinsamen offenen Brief an den Gemeinderat vom 23./24. Mai heißt es:

"Fast der gesamte ehemals im Eigentum von Stadt bzw. Stadtbau befindliche Bestand an Reihenhäusern in der Gartenstadt wird bzw. wurde unter hohen Denkmalschutzauflagen und mit – nicht allein unter energetischen Gesichtspunkten – bedenklichem Sanierungszustand in hochpreisige Eigenheime umgewandelt. Bei einem Gesamtpreis für Kauf und obligate Modernisierung von mindestens 3.200 Euro/m² Wohnfläche und einem nachzuweisenden Eigenkapitalanteil von 60.000 Euro ist die große Bevölkerungsgruppe von Menschen mit geringeren Einkommen und ohne ein beträchtliches Vermögen vom Leben und Wohnen in der Gartenstadt von vornherein ausgeschlossen.
Leider beabsichtigt auch die Heimbau Wohnungsbaugenossenschaft, deren Genossenschaftsmitglieder und Mieter wir sind, ihre (also: unsere!) Häuser in der Gartenstadt nach fast 100 Jahren aus dem Bestand zu entlassen und zu privatisieren. Erste Schritte in diese Richtung sind zu unserem großen Bedauern bereits erfolgt. So wurden in den letzten Jahren die knapp
hundert Jahre alten zusammenhängenden großen Mietshausgrundstücke als Eigenheim-Grundstücke parzelliert und so im Wert quasi verdoppelt. Dies geschah nach dem Muster der städtischen Grundstücke in der Gartenstadt und fast unbemerkt: in Absprache mit der Stadtverwaltung und ohne Beschluss des Gemeinderates. Als weiterer Schritt sollen „aus wirtschaftlichen
Gründen“ (so Heimbauaufsichtsrat und -vorstand) die Häuser der Heimbau mit Ablauf des 99-jährigen Erbbaurechts zum 1.7.2016 samt Grundstücksparzelle zu dem dann aktuellen hohen Marktwert an die Stadt Freiburg übertragen werden." 

Eine Alternative hat die MieterInnen-Initiative auch schon parat:

"Statt lediglich die extrem „aufgewerteten“ Grundstücke und Gebäudehüllen des heutigen Bau- und Kulturdenkmals Gartenstadt als Eigenheimidylle zu präsentieren, knüpft unser Vorhaben, in einem Teil der Gartenstadt Wohn- und Lebensraum für geringer verdienende Menschen ohne Eigenkapital dauerhaft zu sichern, an die städtebaulichen und sozialen Kernanliegen der historischen Gartenstadtbewegung an:

  • besonderer städtebaulicher Akzent durch die jeweils zu einem Mietshaus gehörenden Gärten,
  • Vermeidung von Boden- und Wohnraumspekulation durch Gemeineigentum,
  • nach dem Kostendeckungsprinzip berechnete, dauerhaft niedrige Mieten,
  • genossenschaftlich organisierte Mieter auch mit geringem Einkommen, aber praktisch unkündbarem Dauerwohnrecht.

Konkret beabsichtigen wir die Gründung einer Heimbau Gartenstadt GmbH nach den Prinzipien des Mietshäuser Syndikats".

(jw)