Atomkraftwerksgelände im Wyhler Wald wieder im Besitz der Gemeinde

Atomkraftwerksgelände im Wyhler Wald wieder im Besitz der Gemeinde

[O-Ton: https://rdl.de/beitrag/40-jahre-nach-der-bauplatzbesetzung-wyhl (bis 1:19)]

Der Gedenkstein zu den Protesten gegen den Bau eines Kernkraftwerks im Wald bei Wyhl ist sauber und wird immer wieder von Moos befreit. Nun kauft die Gemeinde das umkämpfte Gelände nach mehr als 45 Jahren vom Energiekonzern Energie Baden-Württemberg. Der Kaufpreis ist nicht bekannt.


Am 18. Februar 1975 begann mit der erfolgreichen Bauplatzbesetzung in Wyhl das Ende der Atomenergienutzung in Deutschland. Menschen unterschiedlichster Herkunft und politischer Ansicht haben grenzüberschreitend, gemeinsam Widerstand organisiert, um in Marckolsheim (F), Wyhl (D), Kaiseraugst (CH) und Gerstheim (F) die fortschreitende Atomenergie im Land zu stoppen. Es war der Tag des Baubeginns für die geplanten AKWs. Menschen stellten sich mit ihren Kindern vor die Baumaschinen und brachten diese zum Stillstand. Es folgte die erste Räumung des Platzes durch die Polizei am 20. Februar. Nach einer Großkundgebung am Sonntag, den 23. Februar 1975 kam es zur zweiten Besetzung. In der Besetzung des Geländes der Badenwerk AG wurde die Volkshochschule Wyhler Wald eröffnet, um Informationen über die Folgen der Atomkraftenergie zu verbreiten und neue Mitstreitende zu gewinnen.


Parallel zum „NAI hämmer gseit“ kam das „Ja“ zum Aufschwung der erneuerbaren und zukunftsfähigen Energien. Man kann also sagen: In Wyhl und Marckolsheim (F), liegen wichtige Wurzeln des BUND, der GRÜNEN und der heutigen Klimaschutz-Bewegung. 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, 10 Jahre nach Fukushima und im Jahr nach der Abschaltung der beiden Fessenheimer Reaktoren schließt sich jetzt das letzte formelle Kapitel der Wyhl-Geschichte. Ende März 2021 gab der Wyhler Bürgermeister Ferdinand Burger im Gemeinderat bekannt, dass die Gemeinde Wyhl den Wald zurückgekauft hat.