Demokratietheater in Freiburg - What the Fuck?

Demokratietheater in Freiburg - What the Fuck?

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Die Politik hatte es betont, Herr Ratzinger hatte es betont und auch die Medien hatten es betont. Wenn der Staats- und Religionschef kommt, darf selbstverständlich auch demonstriert werden denn das gehört in unserer freien Gesellschaft einfach dazu. Schöne Worte wie sie in den letzten Jahren noch jeden Schlag gegen die Versammlungsfreiheit und die Grundrechte begleitet haben. Und auch am heutigen Abend konnte man sich in Freiburg erneut ein Bild davon machen, was genau darunter bei den Verantwortlichen verstanden wird.

Im Dunkeln leuchtet der Wanderkessel gar heilig
Im Dunkeln leuchtet der Wanderkessel gar heilig
Auf einer bunten und völlig friedlichen Demonstration mit dem Titel "Antisemitismus, Patriachat, Kapitalismus - What the Fuck? Für die befreite Gesellschaft" beteiligten sich etwa 500 Menschen. Begleitet wurden diese von etwa 100-200 ZivilpolizistInnen und vielen hundert, vielleicht sogar 1000 der allein in Freiburg fürs Wochenende eingeplanten 5200 PolizistInnen. Doch da dieses Bild mittlerweile bereits zu jeder Demo dazugehört, ließ man sich heute etwas Neues einfallen. Aufgelockert wurden der Wanderkessel und der Trupp des gut bewaffneten Antikonflikteams durch etwa 10 französische und schweizer PolizistInnen (siehe Galerie). Diese waren zur Beobachtung da, jedoch ebenfalls voll bewaffnet und liefen teilweise direkt an und am Versammlungsort auch in der Demo. Auf Nachfrage gaben sie an, zur Beobachtung da zu sein. Ein franz. Gendarm gab gegenüber RDL an, dass 24-26 französische PolizistInnen in Freiburg seien. Die Bewaffnung sei notwendig, um sich in Notwehrsituationen verteidigen können. Rechtliche Grundlage sei der Vertrag von Prüm (siehe Bericht 26.09.). Dieser Vertrag hatte zuletzt bei dem gewalttätigen Einsatz eines franz. CRS Polizisten beim Castor 2010 für Aufsehen gesorgt (Berichte RDL).

Doch zurück zu Demo. Diese sollte um 18.30Uhr am Siegesdenkmal starten und anschließend in einem großen Bogen um die Innenstadt führen. Nach langwierigen Verhandlungen, an denen sich neben dem Ordnungsamtchef Walter Rubsamen zahlreiche Polizisten beteiligten, durfte die Demo etwa eine Stunde später ohne Lautsprecherwagen starten. In einem dichten Wanderkessel, konstant von der Polizei gefilmt, zog sie den Friedrichsring hinunter zum Bahnhof. Dort durfte der Soundwagen für einige kurze Redebeiträge zur Demo und musste anschließend diese umgehend wieder verlassen. Vom HBF zog die Demo in das Stadtquartier Grün, wo es den VeranstalterInnen zu dumm wurde und sie die Demo gegen 21Uhr für beendet erklärten. Die Polizei ließ es sich nicht nehmen mehrere Menschen auf dem Heimweg abzufangen, abzufilmen und zu schikanieren.

Ausführliche Berichte zur Demo und dem Einsatz ausländischer PolizistInnen gab es am Montag den 26.09. im Mittagsmagazin.

Siehe auch: RDL Interview vor der Demo (22.09.2011) und Pressemitteilung des What the Fuck Bündnisses zur Demo und weitere Berichte von RDL zu dem Besuch von Joseph Ratzinger, den Sicherheitsmaßnahmen und den Protesten hier.