Im Sommer letzten Jahres konnten wir mit dem Ingenieur und Nuklearwissenschaftler Bernard Laponche sprechen, der in erster Instanz als Zeuge im Verfahren gegen die „Übeltäter von Bure“ aussagte. Im Gespräch in Bar-le-Duc ging der Physiker auf die Gefahren der geologischen Tiefenendlagerung des Atommülls ein, die aus seiner Sicht unbedingt verhindert werden sollte.
Eine Suche nach dem „allerbesten großen Loch“ hält er für eine Sackgasse und das Klima wird mit Atomkraft auch nicht gerettet. Vielmehr sollten die betroffenen Staaten Investitionen in seriöse Forschung beherzigen. Der Ingenieur erklärt, wie die militärische Geschichte der Atomenergiegewinnung Beteiligungsverfahren erschwert und hinterfragt die nationalistische Verbohrtheit Frankreichs in dieser Frage. Laponche meint, dass eine demokratische Energiewende dennoch gelingen kann und der Ausstieg Deutschlands nicht nur fortbestehen sollte, sondern einen Vorbildcharakter hat.
Bernard Laponche arbeitete über viele Jahre für den französischen Atomstaat. Er war an der Planung und Bereitstellung der ersten französischen AKW beteiligt, arbeitete für das Atomenergie-Komissariat CEA, leitete die nationale Energieagentur AFME und initiierte den internationalen Energierat ICE, den er über zehn Jahre lang leitete. Der CFDT-Gewerkschafter und Autor arbeitet mittlerweile als Berater für Energiepolitik und hat sich zu einem scharfen Kritiker der Atomindustrie entwickelt, nicht ohne nach wie vor an wissenschaftliche Lösungen zu glauben.
(ls)