Erdogan verordnet Ausgangssperren in Dosen und führt nebenher weiter Krieg

Erdogan verordnet Ausgangssperren in Dosen und führt nebenher weiter Krieg

Ab dem morgigen Donnerstag gilt in der ganzen Türkei eine 4-tägige Ausgangssperre. Vorangegangen war eine zweitägige Ausgangssperre in 30 Städten, darunter Istanbul und Ankara über das Wochenende. Diese war heftig kritisiert worden, weil sie nur 2 Stunden vor Inkrafttreten verkündet wurde. Das führte zu langen Schlangen in Geschäften, da die Menschen noch rasch Lebensmittel einkaufen mussten. Innenminister Soylu musste nach heftiger Kritik Erdogan seinen Rücktritt anbieten. Erdogan nahm den Rücktritt nicht an.

 

Seit 2 Jahren kommt die Türkei nicht aus einer schweren Wirtschaftskrise heraus. Beobachter*innen meinen, dass Erdogan deshalb die Ausgangssperren nur dosiert anwendet. Allerdings bekommt er so auch die Krise nicht in den Griff. Nach einem späten Start ist die Zahl der Infektionen in der Türkei rasant angestiegen. Die Zahl der Toten steigt weniger rasant, doch es gibt Zweifel an der Statistik. So fiel auf, dass am Beginn der Krise ein bekannter türkischer General an Covid-19 starb, aber nicht in der Statistik erschien. Der Bürgermeister von Antakya hat gestern beklagt, dass 7 Menschen in Antakya an Covid-19 gestorben sind, aber nur zwei in der Statistik erwähnt werden.

 

Während der Corona-Krise verzichtet Erdogan auch nicht auf militärische Abenteuer. Er hat die türkischen Truppen in der syrischen Rebellenprovinz Idlib massiv verstärkt. Dafür hat er bis zu 3000 syrische Söldner nach Libyen geschickt, wo sie eine Offensive gegen den General Haftar gestartet haben. Wegen der Offensive und wegen Haftars Vergeltungsschlägen werden die Krankenhäuser und Lazarette doppelt belastet, nämlich sowohl wegen der Versorgung von Kriegsverletzten als auch von Covid-19-Patient*innen. Aufgrund von Infektionen könnte sich auch die Todesrate unter den Verletzten erhöhen.

 

Indessen hat die Kommandantur der prokurdischen Syrischen Demokratischen Kräfte in Nordostsyrien der Türkei gestern vorgeworfen einen neuen Angriff auf die syrischen Kurd*innen vorzubereiten.