Erdogans "Antiterrorkrieg" soll die kurdische Opposition unter die 10 % Hürde drücken

Erdogans "Antiterrorkrieg" soll die kurdische Opposition unter die 10 % Hürde drücken

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Mithat Sancar
Lizenz: 
Public Domain
Quelle: 
Wikipedia.org

Kurz nachdem ein sehr wahrscheinlich vom „Islamischen Staat“ geschickter Selbstmordattentäter im Zentrum von Istanbul 10 TouristInnen ermordet hatte, brachen am Dienstag türkische Kampfflugzeuge in den Irak auf, aber nicht um den IS zu bombardieren, sondern die PKK. Ankara habe die falschen Prioritäten im Antiterrorkampf, schreibt die Neue Zürcher Zeitung und das ist sehr höflich ausgedrückt. Die Regierung und der alles dominierende Präsident Tayyip Erdogan bekämpft den IS, der bisher in vier Anschlägen in einem Jahr 150 Menschen in der Türkei getötet hat so gut wie garnicht, dafür die PKK mit der er noch eben verhandelt hat und eine Jugendorganisation, die in kurdischen Städten Barrikaden errichtet und Gräben gezogen hat. Radio Dreyeckland sprach mit Mithat Sancar. Mithat Sancar ist Dozent an der Ankara Universität mit den Spezialgebieten Menschenrechte und Staatsrecht. Letztes Jahr wurde er zweimal als Abgeordneter der prokurdischen HDP ins türkische Parlament gewählt. Seine Heimatstadt Nusaybin gehört zu den Städten, die am meisten unter Ausgangssperren, Beschuss und Kämpfen zu leiden hatten. In dem Interview fragten wir Mithat Sancar auch zu den umstrittenen Autonomieerklärungen kurdischer Gemeinden, die teilweise als Vorwand für den völlig überzogenen Militäreinsatz in den kurdischen Gebieten genannt werden. Erwähnt wird auch die kemalistisch-sozialdemokratische CHP, die in manchen Punkten zur Zusammenarbeit mit der prokurdischen Partei der Demokratie der Völker, HDP bereit wäre, während die anderen großen türkische Parteien dies ablehnen.