Berlinale 2018: Können schlechte Filme für gute Kontroversen sorgen?

Können schlechte Filme für gute Kontroversen sorgen?

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Berührende Erforschung der Intimität oder plumpe Provo: Siegerfilm 'Touch me not'
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Eine Gesprächsrunde in zwei Teilen zwischen Svenja Alsmann, Johannes Litschel und Jürgen Prawitz über die 68. Berlinale.

'Touch me not', das Spielfilmdebüt der rumänischen Regisseurin Adina Pintilie hat den Goldenen Bären der diesjährigen Berlinale gewonnen. Die nachgestellte Sexualtherapie in sauberen, fast cleanen Bildern war sehr umstritten und erntete auch Buhrufe. Für die einen war die Doku-Fiction ein plumper Tabubruch ohne filmästhetischen Mehrwert, für die anderen ein interessante und berührendes Erforschen von Intimität. Aber wird dieser Siegerfilm der Berlinale wirklich nachhaltig im Gedächtnis bleiben? Es wäre nicht der erste Film mit Goldenem Bären, an den sich schon bald kaum mehr jemand erinnern mag.

Viel grundsätzlicher war die Kontroverse um 'Utøya 22. Juli' von Erik Poppe, der in Echtzeit und in einer einzigen fließenden Einstellung die mörderische Attacke des Rechtsextremen Anders Breivik auf ein Jugendcamp der norwegischen sozialdemokratischen Partei zeigt, der im Sommer 2011 69 Menschen zum Opfer fielen. Ein fraglos spannender Film, aber welche Berechtigung hat so ein Film überhaupt? Was ist gewonnen, wenn das Attentat einfach nur in seiner stumpfen Brutalität und seinem schrecklichen Leid gezeigt wird?

Enttäuschend schließlich, dass von den vier deutschen Beiträgen kein einziger einen Preis erhielt, gerade Christian Petzolds 'Transit' hätte einen verdient gehabt. Eine Auszeichnung für den polnischen Film 'Twarz' von Małgorzata Szumowska (Großer Preis der Jury) war hingegen mehr als berechtigt.

Der Caligari-Preis der kommunalen Filmarbeit ging an einen Animationsfilm, der in klassischer Stop Motion Technik produziert wurde: La casa lobo (The Wolf House) von den Chilenen Cristóbal León and Joaquín Cociña. Schon bald dürfte der Film auch im Kommunalen Kino in Freiburg zu sehen sein.