Forderung nach Stopp des Exports und des Einschmelzens radioaktiv kontaminierter Metalle | Pressekonferenz beim BUND zu einer Petition an den Deutschen Bundestag

Forderung nach Stopp des Exports und des Einschmelzens radioaktiv kontaminierter Metalle | Pressekonferenz beim BUND zu einer Petition an den Deutschen Bundestag

Am Montag, 13.09., fand im Büro des BUND-Regionalverbandes Südlicher Oberrhein eine Pressekonferenz statt, auf der eine Petition an den Deutschen Bundestag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Stefan Auchter (BUND), Claude Ledergerber (CSFR, Comité pour la Sauvegarde de Fessenheim et de la Plaine du Rhin) und Klaus Schramm (Anti-Atom-Gruppe Freiburg) erläuterten den anwesenden JournalistInnen, welche Gefahren infolge der derzeitigen ungeklärten Rechtslage beim Export und beim Einschmelzen radioaktiv kontaminierter Metalle drohen.

Ein konkreter Fall: Radioaktiv kontaminierter Stahl aus Indien gelangte im Jahr 2009 nach Deutschland und wurde in zwölf Bundesländern entdeckt. Ein Teil davon war hierzulande bereits zu Aufzug-Knöpfen verarbeitet und eingebaut worden. Einer der Initiatoren der Petition erläuterte das seit langem in Fachkreisen bekannte Risiko: "Wir sind zum Beispiel an die Vorstellung gewöhnt, daß es sich bei Stahl um festes Material handelt, das wir in die Hand nehmen und mit einem Etikett versehen können. Tatsächlich aber ist eingeschmolzener Stahl eine Flüssigkeit, die nach Belieben mit anderem Stahl vermischt werden kann. Schütten Sie mal einen Liter Wasser in den Rhein und versuchen sie nach 3 Tagen festzustellen, wo sich dieser Liter aktuell befindet..."

Radioaktiv kontaminierter Stahl aus dem Abriß des baden-württembergischen AKW Obrigheim, der mit 7 Giga-Becquerel belastet war, wurde beispielsweise im Jahr 2014 zum Einschmelzen in die USA transportiert. Die Öffentlichkeit erfuhr davon sechs Jahre lang nichts. Erst im September 2020 wurde dieser Skandal aufgedeckt. In einem andern Fall wanderte radioaktiv kontaminierter Stahl aus dem Abriß des AKW Stade nach Schweden. Die schwedische Firma, die diesen Stahl im Jahr 2007 annahm und einschmolz, hieß damals Studsvik AB. 2016 wurde sie in Cyclife AB umbenannt und ist seitdem im Besitz des französischen Strom-Konzerns und AKW-Betreibers EdF.

EdF verfolgt den Plan, am Standort des im Jahr 2020 stillgelegten AKW Fessenheim ein "Techno Centre" zu errichten. Hinter diesem wohlklingenden Namen verbirgt sich jedoch nichts anderes als eine Anlage zum Einschmelzen von Metall. Und EdF hat bereits öffentlich bekundet, in diesem "Techno Centre" radioaktiv belastetes Metall aus ganz Europa einschmelzen zu wollen. Auch an Deutschland erging die Offerte, radioaktiven Schrott aus dem Abriß von Atomkraftwerken zum Einschmelzen an dieses "Techno Centre" zu liefern.

Stefan Auchter wies darauf hin, daß schon des Öfteren in der Vergangenheit die Fälschung von Prüfprotokollen in der Atomindustrie aufgedeckt wurde. In aller Regel sollen etwa ausgebaute Stahlrohre aus dem Abriß von Atomkraftwerken mit Sandstrahl behandelt und in kleine Stücke zersägt werden. Ob das nach verschiedenen möglichen Prozeduren "freigemessene" Metall jedoch tatsächlich weniger strahlt, als nach den vorgegebenen Grenzwerten für Radioaktivität zulässig ist, bleibt nicht allein vor dem Hintergrund der Fälschungs-Skandale fraglich. Radioaktive Partikel, die sich im Inneren und nicht an der Außenfläche des Metalls befinden, können allein aus physikalischen Gründen mit den gängigen Meßmethoden nicht entdeckt werden.

Claude Ledergerber berichtete, daß in Frankreich derzeit ein Gesetz geändert werden soll. Bisher ist es der französischen Atomindustrie - anders als in Deutschland - untersagt, radioaktive Metalle einzuschmelzen. Dieses französische Gesetzesvorhaben steht in offensichtlichem Zusammenhang mit dem geplanten "Techno Centre".

Die drei Atomkraftgegner, Stefan Auchter, Claude Ledergerber und Klaus Schramm, äußerten auf der Pressekonferenz die Hoffnung, daß sie mit ihrer Petition in Deutschland ein Verbot des Einschmelzens und des Exports von radioaktiv kontaminierten Metallen erreichen können. Auf diese Weise würde unterbunden, daß radioaktiv kontaminiertes Metall aus Deutschland an das vom Konzern EdF geplante "Techno Centre" geliefert werden kann. Und EdF hat selbst offenbart, daß sich der Betrieb einer solchen Anlage zum Einschmelzen von radioaktiv kontaminiertem Metall nur dann rentiert, wenn Deutschland auf die EdF-Offerte eingeht. Kann also in Deutschland verboten werden, daß radioaktives Metall exportiert wird, wäre dies "ein Sargnagel" für das EdF-Projekt "Techno Centre".

Hier kann die Petition unterzeichnet werden:

https://weact.campact.de/petitions/stopp-des-exports-und-des-einschmelze...