The Case You: "Gegen Machtmißbrauch jeglicher Art im Film"

"Gegen Machtmißbrauch jeglicher Art im Film"

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Das Statement der Betroffenen - siehe Fließtext - weiß auf schwarz vor einem Still des Films The Case You, das die fünf jungen Frauen auf einer leeren Theaterbühne zeigt
Lizenz: 
Keine (all rights reserved)
Quelle: 
Lenn Lamster

Sexualisierte Gewalt, Manipulation, Abhängigkeitsverhältnisse und Grenzüberschreitungen - Nachwuchsregisseurin Alison Kuhn inszeniert in ihrer 2020 Doku erschienenen das Trauma eines Castings, das Spuren hinterließ. Fünf junge Schauspielerinnen erzählen darin von Übergriffen, die etwa 300 Frauen - einige davon noch minderjährig - bei einem einige Jahre zurückliegenden Casting für ein fiktives Projekt eines namhaften Schweizer Regisseurs erlebten. 

Überraschenderweise tauchte das Filmmaterial des Castings in einem "Experimentalfilm" 2017 auf einem Festival wieder auf. Die Schauspielerinnen hatten jedoch keine Einverständniserklärung über die Verwendung ihrer Bilder gegeben und klagten, weil sie darin eine Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte sahen.

Nun hatten sie Erfolg vor Gericht. Hier das Statement der Betroffenen:

"Liebe Unterstützer*innen,

mit großer Freude und viel Stolz verkünden wir, die Schauspielerinnen von "The Case You", dass unsere Persönlichkeitsrechtsklage nach über vier Jahren im vergangenen Monat, gemeinsam mit der großartigen Unterstützung unseres Schweizer Anwalts Manuel Bertschi, endlich ein erfolgreiches Ende gefunden hat. Die Einigung sieht vor, dass wir neun Kläger*innen aus dem Film komplett heraus gelöscht werden. Wir sind sehr froh über diese Einigung und wollten uns an dieser Stelle bei all unseren wunderbaren Unterstützer*innen für ihre unersetzliche Solidarität herzlich bedanken. Ihr wart ein wichtiger Teil dieses Weges und wir werden euch dies nie vergessen. Es ist eine gerichtliche Entscheidung, welche sich gegen Machtmissbrauch jeglicher Art im Film richtet. Dies ist ein wichtiger Anfang und es muss weiterhin dafür gesorgt werden, dass Täter*innen wie diese zur Rechenschaft gezogen werden. Wir möchten alle Menschen weiterhin bestärken, für Gerechtigkeit aufzustehen, sich zu vernetzen und zu solidarisieren.

Es gibt noch viel zu tun."

Isabelle Bertges, Gabriela Burkhardt, Aileen Lakatos, Milena Straube, Lisa Marie Stojčev am 9. Mai 2022

Wir sprachen mit Isabelle Bertges, Klägerin und Schauspielerin.