Youtuber als Zeuge selbst Opfer?: "So etwas kannte ich nur von George Floyd": Mutmaßlich rassistische Festnahmen am Freiburger Lederleplatz

"So etwas kannte ich nur von George Floyd": Mutmaßlich rassistische Festnahmen am Freiburger Lederleplatz

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Lederleplatz im Sühlinger
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Foto: RDL

Am 27. März soll ein Schwarzer Mann am Lederleplatz im Freiburger Stühlinger auf brutale Weise festgenommen worden sein, ebenso der einzige Zeuge des Vorfalls, der diesen nun in einem Youtube-Video geschildert hat. Der Zeuge, der unter dem Namen "Afify" einen Youtube-Kanal in arabischer und englischer Sprache betreibt, kam nach eigenen Angaben gegen 21 Uhr aus dem indischen Restaurant am Lederleplatz, als er bemerkt habe, wie ein Schwarzer Mann zwei Polizisten gegenüberstand, ihnen sein Handy entgegenhielt und schrie "Ihr seid Rassisten, ihr verfolgt mich ohne Grund". Kurze Zeit später habe er gesehen, wie der Mann auf dem Boden lag und ein Polizist mit dem Knie auf seinen Nacken drückte, während ein anderer ihn an den Beinen zog. So eine Konstellation habe er zuvor nur von der Festnahme von George Floyds gekannt, so Afify. Er habe den Mann gefragt, wie es ihm gehe, und die Polizisten darauf hingewiesen, dass sie sich so nicht verhalten dürften. Der festgenommene Mann habe gesagt, er sterbe, und ihn gebeten, sein in der Nähe liegendes Handy zu nehmen. Das habe er getan. Kurz daraufhin habe der zweite Polizist von dem Mann auf dem Boden abgelassen, sich Afify genähert, ihn zuerst ebenfalls zu Boden geworfen und ihn dann aufgefordert, ihm das Handy zu geben, was er verweigert habe. Daraufhin sei eine Verstärkung eingetroffen, die Polizisten hätten ihn wiederum ohne Vorwarnung zu Boden geworfen und einer habe auf dieselbe Weise mit seinem Knie Afifys Nacken niedergedrückt. Afify sei in Handschellen aufs Revier verbracht und dort geschlagen worden. Einen Anwalt zu kontaktieren sei ihm verweigert worden. Erst nach dem nachprüfbaren Hinweis, er sei ein Youtuber mit vielen Followern (272.000 Personen haben seinen Youtube-Kanal abboniert), habe die Polizei ihm zugehört. Zuvor, so Afifys Vermutung, hätten die Polizisten ihn aufgrund seines Aussehens und da er kein Deutsch spricht für einen Ausländer gehalten, der seine Rechte nicht kennt. Auf seine Bitte, ins Protokoll aufzunehmen, dass ein Polizist ihn geschlagen habe, habe der zuständige Beamte erwidert, das nehme er auf, er werde aber auch ins Protokoll schreiben, Afify habe den Polizisten geschlagen. Sein Handy und sein Ausweis sei einbehalten worden, als er einige Stunden später freigelassen wurde. Zusätzlich bedroht fühlte er sich, als er Tage später von einer Zivilstreife angehalten worden sei, die ihn mit Namen angesprochen, ihm seinen Ausweis entgegengehalten und ihn aufgefordert habe, ihnen im Austausch gegen seine Dokumente das Passwort seines Handys zu verraten, um dieses zu durchsuchen. Auf die Anfrage seines Anwalts habe die Polizei mindestens zwei Tage lang nicht reagiert. Afify ruft alle eventuellen Zeug*innen auf, sich bei ihm zu melden. Kontaktdaten finden sich auf seinem Youtube-Kanal.

(JW)