Ehemaliger Staatsanwalt hält Vorwürfe nach Tod von George Floyd für zu schwach

Ehemaliger Staatsanwalt hält Vorwürfe nach Tod von George Floyd für zu schwach

Der ehemalige Staatsanwalt Elie Honig, der mittlerweile als Kolumnist für CNN arbeitet, hat das Vorgehen der Staatsanwaltschaft im Fall George Floyd kritisiert. Der Vorwurf „third degree murder“ was in etwa dem deutschen Begriff „Totschlag“ entspricht, sei schwach. Es bedeute, dass der Staatsanwalt glaube, dass der Polizist Derek Chauwin, der auf George Floyd kniete, ihn nicht töten wollte. Angesichts der auf einer Handy-Aufnahme festgehaltenen Umstände hätte die Staatsanwaltschaft aber auch ein Verfahren wegen „second degree murder“ eröffnen können. Das heißt, dass der Polizist sich spontan entschlossen hätte, den Mann unter ihm zu töten. Als Argument führt Honig an, dass der Polizist noch fast drei Minuten nachdem Floyd keine Regung mehr zeigte, weiter auf ihn drückte. Selbst als ein anderer Polizist festgestellt hatte, dass Floyd keinen Puls mehr habe, sei der Polizist Chauwin nicht sofort von seinem Opfer runtergegangen. Honig wunderte sich auch, warum die Worte, die Floyd gesprochen habe „ich kann nichtmehr atmen“, „töte mich nicht“, „ich sterbe“, von der Staatsanwaltschaft mit keinem Wort erwähnt werden. Dagegen würde die Handlung des Polizisten sehr wohlwollend als „Zurückhalten“, „restrain“ beschrieben. In der Beschuldigung würden dagegen Dinge aufgeführt, die für die Tat rechtlich oder sachlich nicht relevant wären, wie dass sich Floyd gegen das Anlegen von Handschellen gewehrt habe, dass der Getötete groß und schwer gewesen sei. Schließlich zeige das Video, dass er mit auf dem Rücken gefesselten Armen auf der Straße gelegen habe, umgeben von vier Polizisten. Auch die Erwähnung möglicher negativer Gesundheitsbefunde, die zu seinem Tod beigetragen haben könnten, sei fehl am Platze. Der Polizist sei in jedem Fall rechtlich verantwortlich, selbst wenn er nur zum Tod von Floyd beigetragen haben sollte. Die Erwähnung unwichtiger Details könnte von dem eigentlichen Vorwurf ablenken, meint Elie Honig.