Hungerstreik im Abschiebegefängnis Pforzheim - Streikender in die Türkei abgeschoben

Hungerstreik im Abschiebegefängnis Pforzheim - Streikender in die Türkei abgeschoben

In der Abschiebehaftanstalt Pforzheim sind am 10. 06. 2020 zwei Häftlinge in Hungerstreik getreten. Das berichten die Initiative Flüchtlinge für Flüchtlinge und das Antirassistische Netzwerk Baden-Württemberg. Die Hungerstreikenden protestierten gegen die Isolation und die unabsehbare Dauer ihrer Haft. Denn wegen der Corona-Pandemie werden noch immer viele Abschiebeflüge wieder abgesagt. Aus dem Abschiebegefängnis in Pforzheim waren vor diesem Hintergrund Anfang April alle Häftlinge entlassen worden. Kurz darauf wurden jedoch Abschiebehäftlinge aus Hessen nach Pforzheim verlegt, darunter die beiden Häftlinge, die später in Hungerstreik traten. Von einem von ihnen, Imam C., ist bekannt, dass ihm bereits vier Abschiebungstermine angekündigt worden waren, die jeweils dann wieder abgesagt wurden. Die beiden Hungerstreikenden äußerten, dass sie sogar eine Abschiebung dem noch längeren Verbleib im Abschiebeknast vorziehen würden. Nun wurde Imam C. tatsächlich in die Türkei abgeschoben - wie sich erst im Nachhinein herausstellte, in der Nacht vor einer Kundgebung am Abschiebegefängnis, an der u. a. seine Ehefrau teilnahm. Diese wurde ebensowenig von der Abschiebung informiert wie sein Anwalt. Sie hatte noch gehofft, ihn besuchen zu können. Das Handy war ihm bei der Abschiebung abgenommen worden. Am Tag der Kundgebung war er daher ebensowenig telefonisch zu erreichen wie der andere Hungerstreikende, ein marokkanischer Staatsangehöriger. Über dessen weiteres Schicksal gibt es derzeit noch keine Informationen. Imam C. hatte laut dem Pforzheimer Kurier 30 Jahre in Deutschland gelebt, seine Frau ist deutsche Staatsbürgerin.