Was haben ein zerstörtes französisches Dorf nach dem Ersten Weltkrieg, ein Erdbeben in Indien der 1930er Jahre und die Gedenkstätte Ravensbrück gemeinsam? Sie alle sind Teil der beeindruckenden Geschichte des Service Civil International (SCI) – einer Organisation, die seit über 100 Jahren mit einem einfachen, aber revolutionären Prinzip arbeitet: Menschen verschiedener Nationen kommen zusammen, packen gemeinsam an und schaffen so Verständigung "von unten".
Tanja Michalczyk lebt und arbeitet seit über 30 Jahren für diese Idee. Die Berlinerin ist Projektreferentin beim deutschen SCI-Zweig und verantwortlich für Workcamps in Ostdeutschland – mit einem besonderen Schwerpunkt auf Arbeit in NS-Gedenkstätten. Im Gespräch erzählt sie von den Anfängen der Organisation 1920 in den Trümmern des Ersten Weltkriegs, von der Freundschaft zwischen SCI-Gründer Pierre Ceresole und Mahatma Gandhi, und davon, wie heute junge Menschen aus aller Welt in Ravensbrück, Buchenwald oder anderen Gedenkstätten zusammenarbeiten.
Es ist eine Geschichte über die Kraft der Begegnung: Wie aus dem Motto "Taten statt Worte" nach 1968 "Taten UND Worte" wurde, warum deutsche und französische Jugendliche 1920 gemeinsam Schutt räumten, und weshalb heute noch immer Menschen nach Freiburg kommen, um im Kaiserstuhl von Hand Steilwiesen zu mähen. Ein Gespräch über internationale Friedensarbeit, die Zukunft der Erinnerungskultur und die Frage, was junge Menschen motiviert, ihre Ferien für "etwas Sinnvolles" zu nutzen.