Geschichte der Konsumboykotte in Deutschland: Kaufen oder nicht kaufen? Und wenn ja, bei wem?

Kaufen oder nicht kaufen? Und wenn ja, bei wem?

800px-Mermaids_Boycott_BP.jpg

R. M. Calamar, Mermaids Boycott BP
Lizenz: 
CC Attribution, Non-Commercial, Share Alike
Quelle: 
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mermaids_Boycott_BP.jpg?uselang=de

Viele erinnern sich noch an den Boykott-Aufruf gegen den Ölkonzern Shell 1995. Damals wollte Shell den Öltank Brent Spar in der Nordsee versenken. Die Folge waren massive Kampagnen gegen den Konzern, die vor allem auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace schlagartig weltweit bekannt machten. Schließlich wurde der Öltank an Land auseinandergebaut und verschrottet - nicht unbedingt zum Vorteil der Umwelt, wie sich im Nachhinein herausstellte.

Konsumboykotte haben aber eine deutlich längere Geschichte. Zu ihr gehört zum Beispiel der Berliner Bier-Boykott im Kaiserreich, der Boykott französischer Waren und natürlich die antisemitischen Kampagnen während des Nationalsozialismus. Der Namensgeber, Charles Boycott, wurde selbst das vielleicht erste 'Opfer' einer solchen Kampagne, als er 1880 die Vertreibung von LandpächterInnen in Irland anordnet. Die Beispiele zeigen schon: Längst nicht alle Konsumboykotte sind ethisch vertretbar oder im Nachhinein wirklich sinnvoll.

Unter welchen Bedingungen können Boykotte erfolgreich sein? Und welche Ideen von menschlichem Handeln, von politischem Aktivismus und Markt stecken hinter dem Aufruf, bestimmte Waren nicht zu kaufen?

Darüber haben wir mit dem Kieler Historiker Martin Gerth gesprochen, der zur Geschichte des Konsumboykotts in Deutschland forscht.