"Das Verhältnis der Linken in den kapitalistischen Zentren zur Peripherie war immer zwiespältig: Einerseits wurde antikolonialer und antiimperialistischer Widerstand begrüßt und unterstützt, andererseits wurden die Befreiungskämpfe des globalen Südens mit eigenen Projektionen überfrachtet. Wenn man schon selbst bei der Umsetzung eigener politischen Utopien wenig erfolgreich war, sollten es eben die Anderen richten. Der Blick auf die Peripherie blieb oft in kolonialen Klischees befangen. Die Berliner Jour Fixe Initiative hat sich dieser Problematik angenommen und in einer Veranstaltungsreihe mit den Titel „Kreolische Konstellationen“ das Verhältnis von altem Internationalismus und modischem Postkolonialismus ausgelotet. Inzwischen liegen die Vorträge dieser Reihe in Buchform vor. Dieses Buch wird Elfriede Müller (Berlin) im Gespräch mit Michael Koltan (Archiv Soziale Bewegungen Freiburg) vorstellen." So die Ankündigung zur Buchvorstellung am Samstag, 22. April 2022, um 19h im Jos Fritz Café in Freiburg. Wir haben mit Michael Koltan und Thomas Hohner vorab über die "Kreolischen Konstellationen" gesprochen.
Gleich am Beginn der Einleitung wird die Frage aufgeworfen: "Wo ist der Antiimperialismus geblieben?" Doch heute, angesichts des Ukrainekriegs, scheint er in aller Munde zu sein. Die einen wollen Russland nicht wirklich verantwortlich machen für den Krieg, sei das Land doch vom zentralen imperialistischen Akteur NATO in die Enge getrieben worden - die anderen weisen auf Russland als aufstrebende imperialistische Macht hin und folgern daraus, alles, was sich gegen Russland wende, sei antiimperialistisch und müsse daher doch auch von Linken begrüßt werden. Erlebt der Antiimperialismus also nicht vielmehr gerade ein großes Revival? - so die erste Frage an die beiden Studiogäste.