Mordaufrufe gegen LBGTI in Ankara

Mordaufrufe gegen LBGTI in Ankara

Ankara.jpg

Mordaufruf in Ankara
Quelle: 
Gürkan Özturan

Eine Gruppe "Junge islamische Verteidigung" hat an zahlreichen Stellen in der türkischen Hauptstadt Ankara ein Poster aufgehängt, in dem zum Mord an LBGTI aufgerufen wird. Dazu zitieren sie eine Hadith (ein außerhalb des Korans überlieferter angeblicher Ausspruch des Propheten): "Wenn Ihr jemanden seht, der die hässlichen Dinge der Sodomiter tut, tötet sowohl den Handelnden als den, an dem die Handlung begangen wird". Eine Woche  zuvor hatte die Polizei einen Zug von LBGTI während der "Pride Week" der LBGTI in Istanbul mit Wasserwerfern und Pfeffergas ziemlich brutal verhindert. Als Begründung sagte der Gouverneur von Istanbul, dass die "Pride Parade" diesmal in den Fastenmonat Ramadan (türk. Ramazan) falle und dass es deshalb zu Auseinandersetzungen kommen könne. In Regierungsnahen Medien wurde darauf negativ über die LBGTI berichtet.

LBGTI Gruppen waren auch während der Proteste gegen die Bebauung des Gezi-Parkes in Istanbul sehr aktiv, bunt und auffällig. Daher ist es durchaus vorstellbar, dass sie stellvertretend für das Umfeld der Gezi-Proteste nun zur Zielscheibe regierungsnaher Medien geworden sind, wohl auch weil dies zu einer Polarisierung führen kann, die dem Regierungslager bei wahrscheinlichen Neuwahlen im Herbst helfen könnte. Auf dieser Welle schwimmen nun offenbar die radikalen Islamisten mit ihrem Mordaufruf mit. Das alles vor dem Hintergrund, dass der "Islamische Staat" im Nachbarland Syrien homosexuell orientierte Männer tatsächlich ermordet und seine Exekutionen filmt und ins Internet stellt.

jk