Im Land verbreitet sich die britische Variante schnell: Portugal macht Grenzen in höchster Covid-Not dicht

Portugal macht Grenzen in höchster Covid-Not dicht

Angesichts der dramatischen Coronavirus-Lage hat Portugal nun auch die Landesgrenze zu Spanien für mindestens zwei Wochen geschlossen. der Verkehr ist seit vergangenem wocenende massiv eingeschränkt, nur einige Grenzübergänge sind noch dauerhaft geöffnet, andere für Grenzgänger jeweils zwei Stunden am Morgen und zwei Stunden am Abend. Auch der internationale Flugverkehr ist größtenteils eingestellt. Der vor den Präsidentschaftswahlen weiter verschärfte Lockdown wurde erneut verlängert, nun mindestens bis zum 14. Februar.

Das Land mit nur 10 Millionen Einwohnern verzeichnet nun weltweit mit 848 die höchste 7-Tage-Inzidenz vor Montenegro und dem spanischen Nachbarn. Im Januar wurden so viele Tote registriert wie in den letzten 12 Jahren nicht mehr.

Portugal befindet sich praktisch nun wieder in einer Situation wie im Frühjahr. Geschäfte und Kneipen waren ohnehin längst dicht, doch die Notbremse war offensichtlich nun viel zu spät gezogen worden. Aktuell ist das Land nun an der Überlastungsgrenze angelangt. Vor Krankenhäusern wie z.B. dem Krankenhaus Santa María in Lissabon, bilden sich zum Teil lange Krankenwagen-Schlangen.

Es fehlen aktuell Beatmungsgeräte, sogar der Sauerstoffvorrat werde knapp, wird aus einigen Hospitälern berichtet. Gemeldet wird, dass nun Kühltransporter wie in Caldas da Rainha eingesetzt werden müssen, da auch die Leichenhallen in einigen Krankenhäuser überlastet sind. Es werden pensionierte Ärzte und auch Medizinstudierende mobilisiert.

Etwa 20 Prozent aller Neuinfektionen werden der deutlich ansteckenderen Mutantion aus Großbritannien zugerechnet, im Großraum um die Hauptstadt Lissabon sollen es sogar schon etwa 50 Prozent sein. Hätte man die rechtzeitig erkannt, wären die "Maßnahmen an Weihnachten sicher anders ausgefallen", erklärte Regierungschef Antonio Costa. Zu den Festtagen hatte man die Schutzmaßnahmen fast völlig außer Kraft gesetzt.

Experten verweisen darauf, dass die britische Variante Kinder und junge Menschen stärker infiziere. Die Krankenhäuser sind nun auch mit jungen Leuten gefüllt. Die Leiterin der pädiatrischen Abteilung benannten Krankenhauses weist darauf hin, dass man die Kapazität habe ausweiten müssen. Von einem 12 Tage alten Kind bis zu 17-jährigen seien nun alle Altersgruppen vertreten. "Diese Variante betrifft jeden, verschont niemanden", erklärt sie.

(Ralf Streck)