Die korrupten slowakischen Behörden haben Block 3 des AKW Mochovze genehmigt, obwohl während des Baus massive Skandale und Unregelmäßigkeiten aufgedeckt geworden waren. So wurde etwa entgegen den Vorschriften völlig unzureichender Beton verbaut und dieser nicht wieder abgerissen.
Besonders in Österreich, in dem die Bevölkerung im Jahr 1978 den Atom-Ausstieg durchsetzen konnte, regt sich Protest. In Zwentendorf, 30 Kilometer von Wien entfernt, befindet sich das sicherste Atomkraftwerk der Welt. Das AKW, das 1978 fertiggestellt war, konnte noch vor der Beladung mit radioaktiven Brennelementen stillgelegt werden.
Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 bezeichnet die Betriebserlaubnis für den seit 1985 im Bau befindlichen und rund 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernten Atomreaktor als "unverantwortlich". In den vergangenen Jahren hatte die Organisation zusammen mit ehemaligen und aktiven Ingenieuren der Baustelle am AKW-Standort Mochovce eine Vielzahl von technischen Problemen sowie Missmanagement aufgedeckt.
Die slowakische Atomaufsicht UJD versicherte hingegen, der Erteilung der Genehmigungen sei eine umfangreiche Inspektions-, Kontroll- und Analyse-Tätigkeit vorangegangen - und zwar in einem Umfang, der den gängigen Standard übersteige. Ebensolche strengen Kontrollen seien auch bei der Inbetriebnahme der ersten beiden Reaktorblöcke des AKW Mochovce angewendet worden. Laut UJD werde die erteilte Genehmigung allen "Betroffenen" mittels öffentlicher Bekanntmachung mitgeteilt. Danach sei die Möglichkeit gegeben, sich innerhalb einer "gesetzlichen Frist" zu äußern. Erst danach werde die Genehmigung rechtskräftig. Laut Branislav Strycek, dem Generaldirektor des slowakischen Strom-Konzerns und AKW-Betreibers befinden sich die Brennelemente für Mochovce 3 jedoch bereits im Brennstofflager und sind für das Einsetzen in den Reaktordruckbehälter vorbereitet.
Auch Block 3 des AKW Mocovce ist ein WWER-440/213-Reaktor sowjetischer Bauart und verfügt - wie die Blöcke 1 und 2 - nicht über ein Containment. Ein gezielter Absturz eines Passagierflugzeugs vom Typ Airbus kann - wie bei jedem "westlichen" AKW auch - zu einem Super-GAU führen. Im Rahmen von Ermittlungen um mögliche Korruption im Zusammenhang mit dem Kraftwerksbau wurden 2019 ein ehemaliger Chef des Betreiber-Konzerns und ein Manager einer Zulieferfirma vorübergehend festgenommen. Am 2. März 2020 führte eine Spezialeinheit der slowakischen Polizei im Rahmen eines laufenden Strafverfahrens wegen schweren Betrugsverdachts eine Razzia durch. Die Ermittlungen verliefen jedoch bislang im Sande. Fest steht heute aufgrund der gesicherten Beweismittel: 288 Zertifikate wurden als gefälscht identifiziert. In 52 Fällen wurde minderwertiges Material verbaut, wodurch sich Baufirmen und Manager zulasten der Sicherheit bereicherten.
Global 2000 nennt als weitere schwere Mängel, daß die vorhandenen 40 Jahre alten Notstrom-Dieselgeneratoren sich in einem miserablen Zustand befinden. Dies geht aus den mit Video-Aufnahmen belegten Aussagen eines Whistleblowers hervor. Bei einem Test der Notstrom-Dieselgeneratoren war es zu einer Explosion gekommen. Dokumentiert wurden darüber hinaus Tausende unkontrollierte Bohrungen mit bis zu 10 Zentimeter Durchmesser und ein Meter Tiefe in den Wänden des Reaktors-Gebäudes, das nach den Vorgaben gasdicht sein sollte. Hierzu liegen Beweis-Fotos vor.
Die slowakische Atomaufsicht UJD mußte einräumen, daß Sicherheitszertifikate von Bauteilen gefälscht waren und für Hochdruckleitungen minderwertiges Material verwendet wurde. "Aufgrund der grassierenden Korruption ist kein Bauteil und noch nicht einmal ein als Zertifikat ausgegebenes Stück Papier zuverlässig," erklärt Reinhard Uhrig, Atomenergie-Sprecher von Global 2000.
Der nächste Super-GAU ist vorprogrammiert - vielleicht in China, vielleicht in Rußland, vielleicht in den USA, vielleicht in Europa...