Im neuen Justizpalast von Istanbul mussten sich gestern der Leiter der Internetseite „Saures Wörterbuch“ sowie 39  Autorinnen und Autoren wegen ihrer Erläuterungen zu religiösen  Begriffen wie „Allah, Prophet, Paradies, Hölle, Koran und  Bibel“  verantworten. Den 40 Angeklagten drohen Haftstrafen zwischen 9  und 18  Monaten, wegen der "Verletzung religiöser Gefühle".
Die Staatsanwaltschaft war tätig geworden, nachdem ein Mann angegeben hatte, dass seine religiösen Gefühle verletzt seien. Er gab an, "manche stressige Stunden am Internet" verbracht haben zu müssen. Er hatte bereits den türkischen Musiker Fazil Say wegen Blaspehmie angzeigt, woraufhin dieser in  einem international beachteten Verfahren zu einer Bewährungsstrafe von  10 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Nun ist offenbar das Saure  Wörterbuch dran.
Das Saure Wörterbuch besteht seit 1999 und ist eine interessante und verlässliche, Alternative zur oft gähnend langweiligen türkischen Wikipedia - aber eben nicht ganz frei von persönlichen Kommentaren.
