Podiumsdiskussion: Das Geld als Maß, Mittel und Methode

 
 

Im Zentrum des Vortrages von Frank Engster stehen die Fragen: “Wie ist eine angemessene Kapitalismuskritik möglich?” und “Was ist Geld?” Marx konnte die kapitalistische Gesellschaft kritisch darstellen, indem er durch die Entwicklung der Geldfunktionen zeigt, auf welche Weise diese Gesellschaft sich selbst zur Darstellung bringt. Die Pointe dieser “Selbstdarstellung” liegt darin, dass die kapitalistische Ökonomie durch das Geld eine maßgebliche Werteinheit für sich in Anspruch nimmt. Die Waren werden durch diese Einheit nicht nur ver-mittelt, sondern im Vermitteln werden aus der Produktivkraft der Verwertung von Arbeit und Kapital diejenigen Wertgrößen er-mittelt, die für die weitere Verwertung maßgeblich sind. Auf diese Weise führt das Geld unsere eigene Vergesellschaftung praktisch durch und bringt sie durch die realisierten Werte zugleich objektiv zur Darstellung. Mehr noch, die kapitalistische Gesellschaft wird durch diese Werte gleichsam sich selbst angemessen, kurz sie wird maßgeblich für: sich selbst.

Der Vortrag soll zeigen, dass das Geld zwar für die Kapitalismuskritik entscheidend ist. Aber das Geld ist nicht, wie etwa in den verschiedenen Marx-Lesarten und in der Kritischen Theorie üblich, über den Warentausch und die Tauschmittelfunktion zu entwickeln, sondern über seine Maßfunktion. Entsprechend muss seine Kapitalform wie ein überindividueller, gesamtgesellschaftlicher Messprozess auseinandergelegt werden, ein Messprozess, der, wie es im Untertitel des Buches anklingt, eine “Ökonomie der Zeit” (Marx) begründet.

Manfred Dahlmann wird darauf antworten:
Erstens: Die Begriffe Maß und Zeit sind in ihrer zentralen Bedeutung für die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie allseits verkannt oder zumindest nicht hinreichend berücksichtigt worden. Zweitens: Marx kann nicht verstanden werden, wenn man nicht in Rechnung stellt, dass seine Begriffsbildung der Hegelschen Logik verpflichtet ist. Dem wäre aber nun, drittens, unbedingt hinzuzufügen: Was Maß und Zeit betrifft folgt Marx seinem Lehrer Hegel nur sehr eingeschränkt, und das aus sehr guten Gründen. Zum einen verfehlt eine Darstellung, die nach Maßgabe Hegels Qualität quantifiziert, die Realität, in der in der Ökonomie tatsächlich gemessen wird (sei es die Zeit, der Raum, gar die Arbeit oder sonst etwas), zum anderen führt die ‘Überhegelung’ der Begriffe der politischen Ökonomie – wofür Engster, wenn er Maß und Zeit als aus dem Geld herausgesetzt zur Darstellung bringt, beispielhaft stehen kann – zu einem Kritikbegriff, der die vom Warentausch vorgegebene
Äquivalenzrelation transzendental nicht zu überschreiten vermag.
Darüber, was das bedeutet, wird zu disputieren sein.

Termin: 
Freitag, 6. Februar 2015 - 20:00
Kategorie: 
Ort: 
Laterna Magika, Günterstalstraße 37