Decolonize Berlin e.V. : 1134 Widersprüche: Umbenennung der M*Straße gerät in Verzug

1134 Widersprüche: Umbenennung der M*Straße gerät in Verzug

Obwohl die Umbenennung der M*Straße bereits seit letztem Jahr beschlossen ist, erhielt das Bezirksamt Berlin-Mitte bis vergangenen Dienstag 1134 Widersprüche gegen die Umbenennung der Wilhelm-Amo-Straße. Dies verzögert einen wichtigen politischen Prozess des postkolonialen Umdenkens in Berlin, der bereits seit vielen Jahren von Aktivist*innen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Wissenschaftler*innen gefordert wird und längst in vollem Gange ist.

Der Großteil dieser Widersprüche gegen den offiziellen Beschluss der BVV Mitte vom 20.08.20 zur Umbenennung der M*Straße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße stammt nicht von Anlieger*innen. Lediglich 30 Widersprüche wurden von Anwohnenden eingereicht. Dies legt die Vermutung nahe, dass es um einen allgemeinen Widerstand gegen eine kritische Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte und dessen Wirksamkeiten geht. Ähnlich wie im Falle des Afrikanischen Viertels in Berlin-Wedding werden den Dekolonisierungsprozessen im öffentlichen Raum somit Hürden in den Weg gestellt. Zum Vergleich: Innerhalb von wenigen Wochen hatten im Sommer 2020 über 14.500 Personen die Petition zur Umbenennung des diskriminierenden Straßennamens unterzeichnet. Tahir Della, Vorstandsmitglied von Decolonize Berlin e. V.: „Die Umbenennung der M*Straße ist entgegen der Auffassung von Gegner*innen nicht von ‚einer kleinen, wenig informierten, antikolonialistischen Gruppierung forciert‘ worden, sondern von Menschen, die von Rassismus betroffen sind und weißen Unterstützenden. Ihre Expertise speist sich aus ihrer Rassismuserfahrung und hier wäre es geboten, dies zur Grundlage der Debatte zu machen. Jedes Mal, wenn die Haltestelle in der U-Bahn aufgerufen wird, werden Betroffene rassistisch diskriminiert – das muss geändert werden.“ 155 in der Straße arbeitende Wissenschafter*innen und Institutionen haben sich in der Nachbarschaftsinitiative Anton-Wilhelm-Amo-Straße den Forderungen zur Umbenennung angeschlossen, weil sie es für unvertretbar halten, täglich von einer Adresse mit rassistisch konnotiertem Namen zu kommunizieren, an dieser Adresse internationale Gäste zu empfangen und eine internationale Studierendenschaft zu betreuen. Regina Römhild, Professorin am Institut für Europäische Ethnologie der HU Berlin und Mitbegründerin der Initiative sagt dazu: „Wir wollen die Diskussion über ein postkoloniales Umdenken in Berlin als Beitrag einer öffentlichen Wissenschaft mitgestalten. Die Umbenennung ist daher nicht der Endpunkt, sondern erst der Anfang dieser Diskussion.“

(Decolonize Berlin e.V. Berlin am 2.7.2021)