Anschlag von Hanau: Notruf kam trotz freier Leitung nicht durch

Anschlag von Hanau: Notruf kam trotz freier Leitung nicht durch

Die Frankfurter Rundschau hat die Notrufsituation in der Nacht des 19. Februar in Hanau recherchiert als ein rassistischer Attentäter 9 Menschen mit Migrationshintergrund und am Ende seine eigene Mutter und sich selbst tötete. Die Anrufer waren in Panik, versuchten so viel Informationen über den Attentäter zu vermitteln wie sie konnten. Ein Mann berichtet wie sein Freund erschossen wurde, der nun reglos am Boden liege. Ein anderer Zeuge hatte sich vor dem Attentäter gerade noch in einen Getränkeraum gerettet und wählte den Notruf, doch die Leitung sei lange belegt gewesen. Nach den Recherchen der Zeitung wurden in den kritischen 15 Minuten nur drei Notrufe bei der 110 der Polizei und sechs Notrufe bei der 112 des Rettungsdienstes entgegengenommen. Auf die 110 der Polizei entfielen dabei zwei Leitungen. Die zweite war bereits zwei Minuten frei als Vili Viorel Paun das dritte Mal vergeblich anrief. Weil der 22-jährige die Polizei nicht erreichen konnte, machte er sich mit seinem Mercedes selbst auf, um den Attentäter zu verfolgen und versuchte sich ihm in den Weg zu stellen, obwohl der Täter wahrscheinlich bereits bei ihrer ersten Begegnung einen Schuss auf ihn abgegeben hatte. Paun wurde schließlich durch das Fenster seines Wagens erschossen. Der Rom Vili Viorel Paun war das einzige Kind seiner aus Rumänien stammenden Eltern. Sein Vater erstattete wegen des nicht angenommenen Notrufs Anzeige.

Im Rahmen des hessischen Polizeiskandals kam heraus, dass 13 von den 19 Beamten des SEK, gegen die wegen rechtsradikaler, antisemitischer und fremdenfeindlicher Chats ermittelt wird, in Hanau im Einsatz waren. Insgesamt hatten 49 Polizeibeamt*innen und 7 weitere Personen Kenntnis von den Chats ohne direkt beteiligt zu sein. Zum Teil kritisierten sie die Chats sogar, machten aber keine Meldung.