Atomausstieg in Deutschland? | Die Realität...

Atomausstieg in Deutschland? | Die Realität...

Am 15. April 2023 wurden die drei deutschen Atomkraftwerke Emsland, Neckar­westheim und Isar abgeschaltet. Mittlerweile ist klar, daß der Prozeß der Stilllegung irreversibel ist.
Doch Deutschland ist auch eineinhalb Jahre nach dem 15. April 2023 immer noch tief ins  Atomgeschäft verstrickt: So hält etwa der deutsche Energie-Konzern Uniper (vormals: E.on) an der Beteiligung an drei schwedischen Atomkraft­werken fest. Und dies, obwohl Uniper seit Dezember 2022 gehört Uniper zu 99,12 Prozent der Bundesrepublik Deutschland gehört. Zweifellos weiß dies auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

Und um den Ausbau der Wasserstoff-Produktion aus erneuerbaren Energien zu hintertreiben, vereinbarte die deutsche Bundesregierung mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, daß künftig mit Hilfe von AKW-Strom produzierter Wasserstoff nach Deutschland exportiert werden darf (Siehe hierzu unseren Artikel v. 10.03.2023). Dieser wird in Frankreich massiv subventioniert.

Nach wie vor verfügen die UAA Gronau und die Brennelemente-Fabrik Lingen über unbefristete Betriebsgenehmigungen. Ein im Jahr 2018 angekündigtes Gesetz, mit dem wenigstens der Export von Brennelementen aus Lingen an grenznahe französische und Schweizer Atomkraftwerke hätte verboten werden können, verschwand in der Schublade (Siehe hierzu unseren Artikel v. 12.01.2021).

Ein weiteres Indiz, daß die Spitzen der deutschen Bundesregierung - gleichgültig welcher parteipolitischen Couleur - an der Atomenergie festhalten, ist ihre Haltung zum 10-Microsievert-Konzept. Entgegen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird so die Verbreitung von Radioaktivität in der Umwelt der Weg bereitet. Dies spiegelt sich zudem in der Haltung der Bundesregierung zu DU-Munition. Bemerkenswert ist die Äußerung des deutschen Wirtschafts-Ministers Robert Habeck gegenüber der Tageszeitung 'Welt' in einem Interview am 6.04.23 nach einem Treffen mit dem ukrainischen Energieminister Herman Haluschschtenko: "Die Ukraine wird an der Atomkraft festhalten. Das ist völlig klar – und das ist auch in Ordnung, solange die Dinger sicher laufen. Sie sind ja gebaut." (Siehe hierzu unseren Artikel v. 17.04.2023)

Mehr Gewicht als die Parteien-Politik hat allerdings die Ausrichtung zahlreicher großer Firmen an der Atompolitik. Diese erwirtschaften weiter Profite mit dem Bau, dem Betrieb und der Wartung von Atomkraftwerken:

Atomkraft in Deutschland - Grafik: ausgestrahlt - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0

Der weltweit tätige Bau-Konzern Bilfinger mit Sitz in Mannheim ist beteiligt am französischen AKW-Neubauprojekt Flamanville-3. Siemens Energy liefert Technik für zahlreiche AKW-Neubauprojekte weltweit, unter anderem für das türkische AKW-Projekt Akkuyu und Paks-II in Ungarn – in enger Kooperation mit dem russischen Atomriesen Rosatom. Und Rosatom wird ohne Widerspruch der deutschen Bundesregierung bei der Brennelemente-Fabrik Lingen in Niedersachsen einsteigen.

Eine Karte der Anti-Atom-Organisation '.ausgestrahlt' zeigt über ein Dutzend deutsche Unternehmen - Kraftanlagen Heidelberg, RSB Logistic, Siempelkamp, TÜV Nord,... , die weiterhin im internationalen Geschäft mit dem Atom-Risiko Profite machen. Atomausstieg sieht anders aus.