Über 6.000 Tonnen radioaktives Metall soll nach Schweden exportiert werden

Über 6.000 Tonnen radioaktives Metall soll nach Schweden exportiert werden

Nach Angaben des Atom-Konzerns PressenElektra (E.On) sollen 16 radioaktiv kontaminierte Dampferzeuger aus dem Abriß deutscher Atomkraftwerke nach Schweden exportiert und dort eingeschmolzen werden. Abnehmer der insgesamt über 6.000 Tonnen Atom-Müll ist die Firma Cyclife AB (bis 2016: Studsvik AB), eine Tochter der französischen Strom-Konzerns und AKW-Betreibers EdF.

Irreführender Weise ist im Zusammenhang mit dem Einschmelzen radioaktiv kontaminierter Metalle auch immer wieder von Recycling die Rede - dies soll offenbar auch mit der Namensgebung "Cyclife" suggeriert werden. In Frankreich ist seit vergangenem Dezember ein Gesetzesänderungs-Verfahren im Gange, um das Einschmelzen radioaktiver Metalle zu erlauben und diese danach ins Metall-Recycling einschleusen zu dürfen. Eine hierfür vorgesehene Anlage soll nach offiziellen Plänen unter der Bezeichnung "Techno Centre" am Standort des 2020 stillgelegten AKW Fessenheim im Elsaß errichtet werden.

In Frankreich war bislang das Einschmelzen radioaktiv kontaminierter Metalle nicht erlaubt - im Gegensatz zum schlechten Vorbild Deutschland. Am 26. März veröffentlichte das französische Strahlenforschungsinstitut CRIIRAD eine Petition, die sich gegen die geplante Freigabe radioaktiv kontaminierter Metalle wendet. CRIIRAD erachtet es für "unverantwortlich", eine absichtliche und irreversible Freisetzung radioaktiver Stoffe zu erlauben.

Gute Gründe sprechen dafür, radioaktiv kontaminierte Metalle nicht aus der öffentlichen Kontrolle zu entlassen. Wenn radioaktiv kontaminierte Metalle, die einen gewissen Grenzwert unterschreiten ("Freigabeschwelle") aus der öffentlichen Kontrolle entlassen werden, finden sie schließlich ihren Weg bis in die Herstellung von Alltags­gegenständen. Fehler bei diesen (Frei-) Messungen sind aber nicht auszuschließen. Das Risiko des vielzitierten "radioaktiven Kochtopfes" kann dann nicht mehr als abstrakt abgetan werden.

Hinzu kommt das Risiko, daß beim Einschmelzen radioaktiv kontaminierter Metalle Radioaktivität in die Umwelt gelangt. Es sei an den gravierenden Unfall vom Juni 1998 in dem südspanischen Stahlwerk Acerinox in Algeciras erinnert. In der Folge wurde eine radioaktive Cäsium-Wolke über weiten Teilen Südeuropas, Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz detektiert. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit registrierte Werte bis zu 150 Microbecquerel pro Kubikmeter. Dies war der bis dahin höchste Wert seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Im Stahlwerk Acerinox war radioaktiver Stahl "unbekannter Herkunft" eingeschmolzen worden.

Die rund 20 Meter hohen und jeweils fast 400 Tonnen schweren Dampferzeuger des im Jahr 2011 stillgelegten AKW Unterweser sollen 2023 zum Einschmelzen nach Schweden transportiert werden. Nach Aussagen von Guido Knott, CEO von PreussenElektra, ist bereits ein Vertrag mit der EdF-Tochter Cyclife AB abgeschlossen, insgesamt 16 Dampferzeuger mit einem Gesamtgewicht von über 6.000 Tonnen aus dem Abriß deutscher Atomkraftwerke zum Einschmelzen nach Schweden zu exportieren. Die radioaktive Schlacke, die beim Einschmelzen übrigbleibt, soll laut Vertrag nach Deutschland rücktransportiert werden. Von den beim Einschmelzen freigesetzten radioaktiven Ausgasungen ist keine Rede. Auch der Verbleib der nach dem sogenannten Recycling immer noch radioaktiv belasteten Metalle bleibt im Dunkeln.

Bisher hat Cyclife AB insgesamt 13 Dampferzeuger und 15 große Wärmetauscher aus schwedischen, deutschen und britischen AKW-Ruinen eingeschmolzen. Auch die vier Dampferzeuger des im Jahr 2003 stillgelegten AKW Stade wurden nach offiziellen Angaben am 21. September 2007 per Schiff nach Schweden zum Einschmelzen transportiert. Damals hieß die Firma aber noch nicht Cyclife AB, sondern Studsvik AB.