Berlinale Blog: The Father of Invention

Die
neunziger Jahre sind vorbei!

Aus Berlin Martin Koch

Robert Axle. Ein Name wie ein
Fingerabdruck für eine amerikanische Filmfigur, schon allein wegen
der klanglichen Nähe seines Nachnamens zu einem allseits bekannten
Schimpfwort. Passend dazu wird dieser Axle – wie übrigens
bemerkenswert viele Charaktere auf dieser Berlinale – zu Filmbeginn
als zerzauster Träger einer unordentlichen Langhaarfrisur aus dem
Knast entlassen, weil ihn seine Funktion als Vater zahlreicher
Erfindungen nicht vor deren schlampigen Ausarbeitungen und dadurch
entstehenden schweren Unfällen zahlender Kunden gerettet hat.

Berlinale Blog: The Father of Invention

Die
neunziger Jahre sind vorbei!

Aus Berlin Martin Koch

Robert Axle. Ein Name wie ein
Fingerabdruck für eine amerikanische Filmfigur, schon allein wegen
der klanglichen Nähe seines Nachnamens zu einem allseits bekannten
Schimpfwort. Passend dazu wird dieser Axle – wie übrigens
bemerkenswert viele Charaktere auf dieser Berlinale – zu Filmbeginn
als zerzauster Träger einer unordentlichen Langhaarfrisur aus dem
Knast entlassen, weil ihn seine Funktion als Vater zahlreicher
Erfindungen nicht vor deren schlampigen Ausarbeitungen und dadurch
entstehenden schweren Unfällen zahlender Kunden gerettet hat.

Wieder
in Freiheit will der übrigens vom legendären Kevin Spacey gespielte
Axle mit einer neuen Erfindung ins Geschäft zurückkehren und alle
Verkaufsrekorde sprengen: nach dem vor zehn Jahre erfundenen
Luftschneidegerät soll die Kinderleine mit integriertem mp3-Player
und Kompass so richtig abräumen.

Das wird auf der Leinwand leider
genauso albern und bescheuert umgesetzt, wie es schon in dieser
Beschreibung klingt. Alles, was den Humor dieses Films hätte retten
können, wären Brüche, Überraschungen oder Boshaftigkeiten
gewesen, doch stattdessen geht Nachwuchsregisseur Trent Cooper nach
dem Standardmuster einer Hollywood-Komödie der 90er Jahre vor. Man
sieht zwar offiziell die Geschichte eines vorübergehend obdach- und
mittellosen Mannes, doch tatsächlich werden die Bilder des Films von
schönen Menschen undtypisch amerikanischen Häusern mit Vorgärten
geprägt. Die Gags selbst setzen auf pubertäre Knall- und
Slapstickeffekte, sind oft vorhersehbar, immer albern und nie
geistreich.

Obwohl hier unübersehbar ein Verriss
seinen Lauf nimmt, ist anerkennend anzumerken, dass zumindest die
routinierten Schauspieler alles tun um einen Totalcrash dieser
harmlosen Klamotte zu vermeiden: Kevin Spacey spult gekonnt
Wutausbrüche und verrückte Ideen wie in besten „American
Beauty“-Zeiten ab, Virginia Madsen mimt hingebungsvoll die
neurotische Exfrau, Johnny Knoxville spielt als Supermarktleiter und
renitenter Krückenpatient mit seinem „Jackass“-Image und Heather
Graham wagt den Sprung von der Vorzeige-Schönheit aus zur
Kampflesbe. Was aus dem Film ohne ihre professionelle Inspiration
geworden wäre, ist nicht auszudenken und so soll es das an positiven
Seiten hier auch leider gewesen sein.

Regisseur Coopers vollmundige
Behauptung, „The Father of Invention“ habe sich an alten Filmen,
wie Wilders „Das Appartment“ orientiert kann man wahlweise ins
Reich der Übertreibung, des Unwissens oder des Größenwahns
verweisen. Herausgekommen ist vielmehr ein Werk, dass versucht einen
Erfinder, dessen Erfindungen von modernen Entwicklungen überflüssig
gemacht wurden, zu ironisieren, wobei zu fragen ist, ob Cooper nicht
selbst Züge eines solchen Erfinders trägt. Denn sein Film bedient
sich vorne bis hinten die Stilmittel zahlreicher Genre-Komödien aus
den 90er Jahren und ignoriert konsequent, dass diese Standards von
neueren Komödien – unter ihnen ironischerweise auch der
Spacey-Hit „American Beauty“ längst überholt worden sind.