Cannes Blog - Almodovar und 'la Cruz'

Almodovar zu seinem neuen Film "Los abrazos rotos"

werbewand_almodovarWas genau sind eigentlich gebrochene Umarmungen?
Ich habe keine Ahnung, aber genau heisst der neue Film von Pedro Almodovar, der heute in Cannes seine Premiere feiert.

"Los abrazos rotos" oder auf englisch "Broken embraces" ist das neueste Werk des Wunderkinds des spanischen Kinos, das vor gut zwanzig Jahren mit seinem Geniestreich "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" (oder besser: "Mujeres al borde de un ataque de nervios" - toller Titel!) seinen internationalen Durchbruch feiern konnte.

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Almodovar zu seinem neuen Film "Los abrazos rotos"

Was genau sind eigentlich gebrochene Umarmungen?
Ich habe keine Ahnung, aber genau heisst der neue Film von Pedro Almodovar, der heute in Cannes seine Premiere feiert.

"Los abrazos rotos" oder auf englisch "Broken embraces" ist das neueste Werk des Wunderkinds des spanischen Kinos, das vor gut zwanzig Jahren mit seinem Geniestreich "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" (oder besser: "Mujeres al borde de un ataque de nervios" - toller Titel!) seinen internationalen Durchbruch feiern konnte.


In dem neuen Film erzaehlt Almodovar von einem Regisseur und seinen
Bemuehungen, eine Komoedie zu drehen. Augenzwinkernd laesst Almodovar
seinen fiktiven Regisseur dabei Filmszenen drehen, die stark an sein
eigenes Werk ueber die nervlich angeschlagenen Mujeres erinnern - eine
schoene referenz an all jene, die mit seinem Werk vertraut sind. Aber
auch eine Verbeugung vor dem italienischen Regisseur Rosselini kann man
entdecken, wenn ueber einen Bildschirm ein Ausschnitt aus dessen Film
"Viaggio in Italia" flimmert.

[Aufmerksamkeitstraining: jetzt kommt ein Satz mit vielen Einschueben:]
Der Film ist die vierte Zusammenarbeit des Madrider Filmemachers mit
der ("der") Cruz (in Spanien heisst es immer "la Cruz", das ist
natuerlich noch besser, ausserdem schwingt dann noch mehr der sakrale
Aspekt mit...), die, man braucht es eigentlich ja nicht mehr zu
erwaehnen, nicht nur den schoensten Schmollmund der iberischen
Halbinsel hat (was auch dem langjaehrigen Experten in Frauenfragen,
Woody Allen, nicht entgangen ist), sondern auch eine hervorragende
Darstellerin ist, die von still ("Alles ueber meine Mutter") bis zu
orkangleich tobend ("Vicky Cristina Barcelona") alle Register gekonnt
zu ziehen vermag.

In "Los abrazos rotos" kehrt Almodovar nach dem etwas sehr harmlosen
Vorgaenger "Volver" (2006) zurueck zu seinen klassischen Themen, eine
amour fou, Eifersucht, Liebe, Schuld und Suehne.

Auf der Pressekonferenz gefragt, warum er eigentlich in seinen Filmen
fast immer Frauen in den Vordergrund stellt, und nur sie zu starken,
interessanten Figuren macht, waehrend die Maenner meist entweder
schwach oder blass oder schreckliche Monster sind, gab er zur Antwort,
er sei wie viele auch in den 50er Jahren nur unter Frauen aufgewachsen.
Es waren keine Maenner um ihn, damals, nur lauter Muetter, Tanten und
Nachbarinnen. Er wuchs auf als kleiner Junge in einer Welt der Frauen.
Starke und unabhaengige Frauen ohne Maenner beherrschten seine
Kinderwelt, sie lernte er kennen und beobachten. Maenner dagegen
haetten ihn immer etwas eingeschuechtert. Wenn sie in seinen Filmen
vorkommen, dann oft als unheimliche oder gar schreckliche Figuren.
Aber, so gibt er laechelnd zu, er sei dabei, sich allmaehlich an sie zu
gewoehnen, sich auch gefuehlsmaessig ihrem Blick annaehern zu koennen.

Ob wir in Zukunft also einen Almodovar-Film mit einer maennlichen
Perspektive erwarten koennen? Banderas statt Cruz? Aber ich denke,
Penelope bleibt ihm erhalten, die zwei sind mittlerweile ein gut
eingespieltes Team, das kann man auch auf der Pressekonferenz
beobachten. Hauptsache es heisst nicht eines Tages Di Caprio statt
Scarlett Johansson...!

(Alle Fotos: Alexander Sancho-Rauschel)