Cannes -- Es geht los

Cannes -- Es geht los

Gestern, am Tag unserer Ankunft, herrschte in Cannes noch strahlender Sonnenschein. Auch wenn es am Abend auf der Terrasse doch empfindlich kühl wurde. Heute hat sich im Laufe des Tages das Wetter sukzessive verschlechtert und zur Zeit (ca. 20.30 Uhr) schüttet es aus allen Kübeln. Wollen wir hoffen, daß das kein schlechtes Omen ist, was die Qualität der Filme angeht.

Der Tag heute fing jedenfalls eher lau an. Gesehen habe ich Stranded, einen kanadischen Science-Fiction-Thriller. Es geht um eine Mannschaft in einer Station auf dem Mond, welche gleich zu Beginn des Films von einem Meterotenhagel getroffen und schwer beschädigt wird. Bei ihrem Reparaturtrip ins Nachbargebäude bringt eine der Wissenschaflterinnen ein Stück des Meteoriten mit in die Station. Es kommt, wie es kommen muß, natürlich enthält der Meteorit Sporen irgendeines Lebewesens, mit dem sich die Wissenschaftlerin kontaminiert. Der restliche Plot erinnert irgendwie an Alien bzw. an so ziemlich jeden Science Fiction Film, den ich jemals gesehen habe, enthält viel Schleim und ist ziemlich vorhersehbar. Alles in allem kein Film, den man gesehen haben muß.


Danach folgte ein spanischer Horrorfilm über eine Gruppe von Kindern, welche kein Schmerzemfpinden haben, Painless. In den dreißiger Jahren hielt man diese Anomalie für gefährlich und sperrte diese Kinder "zu ihrem Schutz" in karge Gefängniszellen, in denen weder Tisch noch Stuhl oder Bett standen und isolierte sie vollständig. Das Leben eines dieser Kinder hat Auswirkungen bis in unsere Zeit hinein und ist mit dem Leben des Arztes David Martel eng verknüpft. Dieser ist schwer krebskrank, und nur eine Knochenmarktransplantation von einem nahen Verwandten kann ihn noch retten. Da er keine Geschwister oder Kinder hat, kommen dafür nur seine Eltern infrage. Doch diese wehren sich...

Der Film ist stellenweise sehr blutig und brutal aber sehr gut und spannend gemacht. Der Film beginnt nach einem Intro, dessen Bedeutung man erst später versteht, mit einem tragischen Unfall durch den die Kollegen von Martel überhaupt erst von seiner Erkrankung erfahren. Von einer Kollegin gedrängt sucht Martel das Gespräch mit seinen Eltern, dies zunächst sehr reserviert auf Martels Wunsch reagieren. In Rückblenden erfährt man nun die Geschichte der schmerzunempfindlichen Kinder, und nach und nach klärt sich auf, wie das Leben dieser Kinder mit dem Martels zusammenhängt. Wer keine Angst vor krassen Bildern hat, sollte sich diesen Film ansehen. Sehr spannend erzählt der Film eine interessantes Kapitel unserer Geschichte, von dem man normalerweise eher nicht so viel hört.

Auf den Großen Gatsby habe ich allerdings erstmal verzichtet, da wir für die Eröffnungsfeier keine Einladungen ergattern konnten und mir 23.30 Uhr für diesen 2,5-Stunden-Schinken, der mich noch dazu nur mäßig begeistert, einfach zu spät ist. Da die Wiederholung dieses Films "leider" parallel zu Sofia Coppolas Bling Ring läuft, wird das Festival für mich wohl ohne Gatsby zu Ende gehen. Aber man kann eben nicht alles haben, und es gibt nun wirklich Schlimmeres, als auf diesen Film verzichten zu müssen.