Cannes-Kritiken die Zweite

Nach zehn Minuten war Schluss
Manoel de Oliveiras nervige Todesreflexion „The strange case of Angelica“ 
Von Martin Koch   
Der junge Fotograf Isaac wird in das Haus einer wohlhabenden und traditionell katholischen Familie gerufen. Dort soll er die gerade verstorbene Tochter fotografieren. Doch bei der zweiten Aufnahme öffnet die schon vorher genüsslich lächelnde junge Frau die Augen und zwinkert Isaak zu. Das hat ausser dem jungen Mann natuerlich niemand gesehen, doch auch nach dem Entwickeln des Bildes laesst Isaac seine scheinbar zum Leben erwachte Angelica nicht mehr los.

Cannes-Kritiken die Zweite

Nach zehn Minuten war Schluss
Manoel de Oliveiras nervige Todesreflexion „The strange case of Angelica“ 
Von Martin Koch   
Der junge Fotograf Isaac wird in das Haus einer wohlhabenden und traditionell katholischen Familie gerufen. Dort soll er die gerade verstorbene Tochter fotografieren. Doch bei der zweiten Aufnahme öffnet die schon vorher genüsslich lächelnde junge Frau die Augen und zwinkert Isaak zu. Das hat ausser dem jungen Mann natuerlich niemand gesehen, doch auch nach dem Entwickeln des Bildes laesst Isaac seine scheinbar zum Leben erwachte Angelica nicht mehr los.

Was wie eine stilvolle Gruselgeschichte im Stile von Poe oder Roald Dahl mit Anleihen bei Oscar Wilde klingt, hätte als Kurzfilm gut funktionieren koennen, aber die in Cannes vorgestellte 95-Minuten-Fassung ist leider gut 85 Minuten zu lang. Denn nach dem stimmungs- und geheimnisvollem Auftakt kommt im Grunde nichts Substantielles mehr. 
Zwar lässt de Oliveira seinen jungen Hauptdarsteller noch über den Eigenwert von Handarbeit sinnieren, mit der toten Angebeteten an Abendhimmel schweben, er beleuchtet dessen einsames Leben, in dem sich selbst seine nette Zimmerwirtin und ihre Freunde immer mehr von ihm abwenden und schliesslich bleibt Isaac nichts mehr, als vor dem Friedhofstor laut Angelicas Namen zu brüllen. 
Wer an dieser Stelle 1) noch wach und 2) noch im Kino war, hatte ausserdem einen herrlich zusammenhanglosen Exkurs über die Funktionsweise der kosmischen Gestirne und viele einsame Zimmer-Szenen über sich ergehen lassen müssen.
Nicht dass die Geschichte gänzlich uninteressant gewesen wäre, aber de Oliveira haette sich lieber ein Beispiel an den oben genannten Autoren nehmen und sie aktiv zuende erzählen sollen. Dann wäre die durchaus erkennbare Auseinandersetzung des Autorenfilmers mit dem Universalthema Tod um einiges besser zum Ausdruck gekommen. 
Unglaublich ist trotz alldem Manoel de Oliveiras Lebenswerk: seit 1930 dreht die 101-jährige lebende Legende Filme!