Chef des Robert-Koch-Instituts und Länder uneins über Corona-Strategie

Chef des Robert-Koch-Instituts und Länder uneins über Corona-Strategie

Nach Medienberichten hat der Chef des Robert-Koch-Instituts Lothar Wiehler bei einer Schaltkonferenz zwischen dem Kanzleramtschef Helge Braun und den jeweiligen Chef*innen der Staatskanzleien der Länder ein Papier vorgelegt, in dem er sich dafür ausspricht, an der Inzidenz als „Leitindikator“ bei der Corona-Bekämpfung festzuhalten. Außerdem sprach sich Wiehler auch weiterhin für eine Politik der niedrigen Inzidenz aus. Wiehler betonte ferner, dass die immer im Zusammenhang mit dem Herbst erwähnte vierte Welle bereits begonnen habe. In letzter Zeit hatten aber auch Ministerpräsident*innen verstärkt darauf gedrungen, nichtmehr auf die Inzidenz zu sehen. Stattdessen sollte etwa die Verfügbarkeit von Intensivbetten oder Todeszahlen mehr gewichtet werden. Außerdem hatte der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, dem auch das Robert-Koch-Institut untersteht, darauf gedrungen, statt bei 50 eine Inzidenz von 200 als Maßstab für nicht näher bezeichnete Maßnahmen zu nehmen. Hier vermischen sich mehrere Diskussionen. Wiehler dringt auf die Infektionszahlen und die von ihnen abhänge Inzidenz, weil dies gut definierte Frühindikatoren sind. Andererseits ist offensichtlich, dass durch die Impfungen und wegen der vielen Tests die Infektionszahlen nicht mehr die gleiche Bedeutung haben wie früher. Die Hauptfrage ist jedoch, ob und wie lange eine Politik der niederen Inzidenz sinnvoll ist, die auch bald wieder zu einer Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen mit Einschränkungen in vielen Lebensbereichen führen könnte. Es geht wohl eher um diese Ausrichtung der Politik auch noch vor der Bundestagswahl als darum, ob es wissenschaftlich sinnvoller ist, positive Corona-Tests oder verfügbare Intensivbetten zu zählen.