"Chemische Unterwerfung" - Beim harmlosen Fête de la Musique gibt es eine neue Art von Angriffen auf Frauen + Update

"Chemische Unterwerfung" - Beim harmlosen Fête de la Musique gibt es eine neue Art von Angriffen auf Frauen + Update

Am vergangenen Wochenende feierte ganz Frankreich das Fête de la Musique. Dabei kam es zu besonders perfiden Angriffen auf Frauen, die mit Spritzen gestochen wurden. Unser Frankreichkorrespondent Bernard Schmid ordnet die Ereignisse ein. Als eine der mutmaßlichen Hintergründe sieht er, dass der Vergewaltiger Dominique Pelicot auch einige Jugendliche dazu angeregt haben könnte, ihn nachzuahmen. Dominique Pelicot hatte seine Frau Gisèle Pelicot mit heimlich verabreichten Medikamenten betäubt und dann anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten. Nach Aufdeckung der Taten trat Gisèle Pelicot bei Gericht den Vergewaltigern tapfer entgegen. Sie bezeichnete sich als eine "total zerstörte Frau", sie sei "wie ein Abfallsack" behandelt worden. Dominique und 51 identifizierbare Mittäter wurden im Dezember 2024 verurteilt. Seither spricht man in Frankreich von "chemischer Unterdrückung" ("soumission chimique") von Frauen. Auch wenn nicht alle Spritzen chemische Substanzen zu diesem Zweck enthielten, so ist die Drohung doch gegenwärtig.

jk

Update: Nach einem Bericht der Zeitung Le Monde gab es 145 Anzeigen, aber in keinem Fall konnte eine Attacke verifiziert werden. Es konnten weder Einstiche noch injezierte Substanzen verifiziert werden. Gegeben hatte es dagegen sehr wohl Aufrufe u. a. über Instagram Personen während des Fête de la Musique mit "Spritzen" zu stechen und Warnungen, insbesondere junge Frauen könnten betroffen sein. Solche Aufrufe sind natürlich keine Kleinigkeit und konnten zu Angst und falscher Wahrnehmung etwa nach einem Insektenstich führen. Zur Panik mag auch ein Video beigetragen haben, das der umstrittene Influenzer Amine Mojito am 20. Juni ins Netz stellte. Es zeigt ihn wie für einen Gag auffällig mit Mantel und Hut bekleidet. So geht er los und sticht mehrere Menschen auf der Straße und in Parks mit einer Spritze. Komisch findet das aber offenbar nur er. 

Le Monde