Für die 45. Rathaushofspiele und zum 900jährigen Stadtjubiläum hat das Wallgraben Theater den Freiburger Jedermann auf die Bühne gebracht. Da heißt es: “Wir versetzen diesen Klassiker, der unter anderem jedes Jahr bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wird ins Hier und Jetzt. Zum 900. Geburtstag der Stadt kehrt Konrad I. von Zähringen, verkleidet als Bächleputzer nach Freiburg zurück, um zu sehen, was aus seiner Stadt, der er der er 1120 das Marktrecht gegeben hatte, geworden ist.”
Der Freiburger Jedermann – Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes im Rathausinnenhof hatte am 11. Juli Premiere und wird noch bis zum 30. August gespielt. Wir erfahren dabei ein wenig über die Stadtgründung mit Bertold von Zähringen und Konrad von Zähringen bis zur heutigen finanziellen Lage.
Überraschend positiv waren der Blick auf die unrühmlichen Ereignisse der Stadthistorie: Beispielsweise die Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung, die zweifelhafte Erinnerungskultur und der aktuelle Umgang mit Geflüchteten; wie die Minderheiten sich gegenseitig mit Rassismus und Vorbehalten begegnen; die Frage, ob es ein würdiges Gedenken ist, wenn Kinder in einem Denkmal planschen oder nicht; ob der Brunnen auf dem Platz der Alten Synagoge einfach sinnbildhaft für das Ertrinken tausender Menschen im Mittelmeer steht – dabei wurde dem Publikum offensichtlich unwohl beim Zuschauen.
Außerdem bietet der Rathaushof eine schöne Kulisse.
Allerdings wirkt der Lokalkolorit erzwungen; die Witze sind flach; die Musik kann kaum Stimmung erzeugen.
Alles in allem eine eher maue Inszenierung.
Wer sie trotzdem sehen möchte, findet Informationen hier.