Erdogan empfängt saudischen Kronprinzen, Mord an Khashoggi vergessen

Erdogan empfängt saudischen Kronprinzen, Mord an Khashoggi vergessen

Am heutigen Donnerstag empfängt der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den saudischen Kronprinzen Muhammed bin Salman in Ankara. Ein Besuch Erdogans in Riyad war vorangegangen. Zuvor hatte ein türkisches Gericht das Verfahren wegen der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in den Räumen des Konsulats in Istanbul an die saudischen Behörden übergeben. Dort hatte es auf internationalen Druck bereits ein Verfahren gegeben, das aber hinter verschlossenen Türen ablief. Es bestehen Zweifel ob die Verurteilten wirklich bestraft wurden. Und natürlich ging das Gericht in Riyad nicht der Rolle des Kronprinzen als mutmaßlichem Auftraggeber des Mordes nach. Nach dem Mord in dem vom türkischen Geheimdienst offenbar gut verwanzten Gebäude hatte Erdogan heftige Vorwürfe gegen Saudi Arabien erhoben und sich als Verteidiger der Pressefreiheit gegeben. Prinz Salman warf er vor, mit der Behauptung, Khashoggi habe das Konsulat wieder verlassen, gelogen zu haben. Die Beschuldigungen passten damals in Erdogans Politik. Erdogan hatte sich auf die Seite der Muslim-Brüder und Katars gestellt und machte Front gegen Ägypten und Saudi-Arabien. Doch die Muslim-Brüder erwiesen sich als Stumpfe Waffe und die Feindschaft mit Ägypten schwächte Erdogans Position im Streit um Pipelines und Wirtschaftszonen im östlichen Mittelmeer. Außerdem ist nicht nur Katar, sondern auch Saudi-Arabien ein interessanter Wirtschaftspartner. Also vergaß Erdogan sowohl die Unterdrückung der Muslim-Brüder in Ägypten als auch den Mord an Jamal Khashoggi.