Gewalt bei Oranier-Marsch in Nordirland

Gewalt bei Oranier-Marsch in Nordirland

Am gestrigen Montag ist es beim Marsch des Oranier-Ordens durch die nordirische Hauptstadt Belfast zu Ausschreitungen gekommen, nachdem ca. 3000 pro-britische TeilnehmerInnen versucht hatten, in das katholische Viertel Ardoyne zu gelangen. Ardoyne ist seit Jahren auch nach der offiziellen Beilegung des Nordirland-Konflikts 1998 ein Brennpunkt für Zusammenstöße zwischen pro-irischen Republikanern und pro-britischen Loyalisten und deshalb seit 2013 eigentlich für Märsche des Oranier-Ordens gesperrt. An der Absperrung, die den Eingang zum Viertel blockierte, trafen PolizistInnen, Bewohner des als republikanisch geltenden Viertels und loyalistische TeilnehmerInnen der Parade aufeinander. Dabei kam es zu Flaschen- und Steinwürfen seitens der Loyalisten, die von der Polizei u.a. mit Wasserwerfern zu stoppen versucht wurden. Wenig später raste ein Auto in eine Gruppe Katholiken, die sich einige Straßen weiter versammelt hatte und klemmte ein 16-jähriges Mädchen unter sich ein. Der Fahrer wurde sofort festgenommen, das Mädchen befindet sich im Krankenhaus. Auch dort kam es später zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und loyalistischen TeilnehmerInner der Parade. Die Leitung des Oranier-Ordens verurteilte die Gewalt und rief zur Ruhe aus.

Die jährlich stattfindenden Paraden des Oranier-Ordens erinnern an die Schlacht am Boyne in Nordirland 1690, in der der englische König William III gegen den von ihm abgesetzten katholischen König James II gewann und die Linie protestantischer Könige in England fortsetzte. Seit Jahrzehnten sind die Paraden der Oranier, aber auch anderer republikanischer und loyalistischer Gruppen Anlass für Ausschreitungen und Gewalt in den stark segregierten Stadtvierteln Belfasts.