Hochsicherheitstrakt Strandkino

Hochsicherheitstrakt Strandkino

Gestern Abend lief im Strandkino (wo sonst?) Steven Spielbergs Kultklassiker Jaws (Der weiße Hai). Leider ist Spielberg -- im Gegensatz zu Clint Eastwood, der es sich nicht hatte nehmen lassen, höchstpersönlich am Strand Dirty Harry zu präsentieren -- nicht vor Ort gewesen. Aber Jurypräsident Nanni Moretti saß zwei Reihen vor uns um sich den Gruselschocker von 1975 in einem der gemütlichen Strandstühle anzusehen. Der Film war grandios, wie nicht anders zu erwarten. Als dann hinterher auch noch ein Kerl in Badehose über die Bühne hüpfte und so tat, als wolle er ins direkt hinter der Leinwand beginnenden Mittelmeer springen, war das Gejohle natürlich groß. Alles in allem ein gelungener Filmabend, wenn, ja wenn...
Eigentlich läd so ein Abend am Strand ja geradezu dazu ein, sich den Film mit ein wenig Rouge, Baguette und Käse zu versüßen, so wie man das ja zu Hause eventuell auch machen würde. Am Strand kann man auch keine Kinosessel oder teure Teppiche verschmutzen. Perfekt also für ein ausgelagertes Abendessen. Allerdings ist jede Art von Flasche, und sei es nur eine leere Plastikflasche, ebenso strengstens verboten wie das Mitbringen von Brot und Käse. Um dieses Verbot durchzusetzen, wird jede Tasche am Eingang minutiös gefilzt, und so sammelt sich am Einlaß in kürzester Zeit ein riesiger Stapel an (zumeist) Plastik und (vereinzelt) Weinflaschen, während die Warteschlange bis fast zum Festivalpalais reicht. Es geht nur seeeehr langsam voran.
Der 35mm-Crew ist es dennoch unter Aufbietung aller Tricks gelungen, zwei Weinflaschen ins Strandkino zu schmuggeln, und sich den Abend so zu versüßen. Getrunken wurde heimlich unter den vom Festival ausgeteilten Fleecedecken, immer darauf bedacht, daß keiner der Aufpasser, die rechts und links der Leinwand patrouillierten, etwas davon mitbekam. Kommentar eines Freundes: "Ich komme mir vor, wie im Landschulheim, als wir heimlich unter der Bettdecke getrunken haben." Teilweise wurden die Besucher sogar bis an ihren Platz verfolgt, wenn die Ordner den Eindruck hatten, es könnten Lebensmittel reingeschmuggelt worden sein. Alles in allem eine ziemlich lächerliche Aktion.
Warum nicht einfach prominent Mülleimer aufstellen und vor Filmbeginn noch einmal darauf hinweisen, man möge seinen Müll bitte dort entsorgen und nicht am Platz liegenlassen? Das mit der  Rückgabe der Fleecedecken klappt doch auch wunderbar. Aber soviel Selbstverantwortung traut die französische Festivalorganisation ihren Besuchern wohl leider nicht zu. Für uns bedeutet das künftig vermulich: Finger weg vom Strandkino. Oder wir machen es, wie eine ganze Reihe anderer cinephiler Besucher, die einfach neben dem abgesperrten Bereich lagerten und dort genüßlich und ganz ohne Fleecedecke Wein, Bier und Schlemmereien genossen.
Liebe Organisatoren, an diesem Punkt müßt ihr dringend noch arbeiten!