"Selbst wenn sie Opfer sind, werden Frauen als nicht so wichtig wahrgenommen": Interview mit der Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück

Interview mit der Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück

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Zeichnung von Eliane Jeannin-Garreau, o. T., 1944; Bleistift auf Papier, 14,7 x 10,7 cm Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Sammlungen/Depot, V1624/21 E1
Quelle: 
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Am 30. April 2025 jährte sich zum 80. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück, doch viele Deutsche kennen den Namen nicht einmal. Dabei war es das zentrale Frauenkonzentrationslager des NS-Regimes. 120.000 Frauen aus ganz Europa wurden hier inhaftiert, gefoltert, ermordet. Viele von ihnen waren Widerstandskämpferinnen, die mit unglaublichem Mut gegen die Nazis gekämpft hatten.

Was passiert, wenn die letzten Zeitzeug*innen sterben? Wie kann die nächste Generation noch Zugang zu dieser Geschichte finden?

Dr. Andrea Genest, Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück, erklärt im Interview gemeinsam mit Dr. Katharina Malek-Custodis vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege, warum das Schicksal der Frauen bis heute weniger Aufmerksamkeit bekommt als das der Männer – und wie Archäologie dabei hilft, vergessene Geschichten wieder zum Leben zu erwecken. Mit Kelle und Pinsel gruben im Mai 2025 internationale Teilnehmer*innen eines Workcamps die Überreste der Baracke 32 aus – jenes Gebäudes, in dem einst die geheimen "Nacht-und-Nebel"-Häftlinge aus Frankreich untergebracht waren. Was sie im Boden finden, erzählt Geschichten, die in keinem Archiv stehen. Denn manchmal, so erklärt Malek-Custodis, ist die Archäologie "die einzige Wissenschaft, die noch vergessene Dinge wieder zurück ins Wissen befördern kann."