Am 30. April 2025 jährte sich zum 80. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück, doch viele Deutsche kennen den Namen nicht einmal. Dabei war es das zentrale Frauenkonzentrationslager des NS-Regimes. 120.000 Frauen aus ganz Europa wurden hier inhaftiert, gefoltert, ermordet. Viele von ihnen waren Widerstandskämpferinnen, die mit unglaublichem Mut gegen die Nazis gekämpft hatten.
Was passiert, wenn die letzten Zeitzeug*innen sterben? Wie kann die nächste Generation noch Zugang zu dieser Geschichte finden?
Dr. Andrea Genest, Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück, erklärt im Interview gemeinsam mit Dr. Katharina Malek-Custodis vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege, warum das Schicksal der Frauen bis heute weniger Aufmerksamkeit bekommt als das der Männer – und wie Archäologie dabei hilft, vergessene Geschichten wieder zum Leben zu erwecken. Mit Kelle und Pinsel gruben im Mai 2025 internationale Teilnehmer*innen eines Workcamps die Überreste der Baracke 32 aus – jenes Gebäudes, in dem einst die geheimen "Nacht-und-Nebel"-Häftlinge aus Frankreich untergebracht waren. Was sie im Boden finden, erzählt Geschichten, die in keinem Archiv stehen. Denn manchmal, so erklärt Malek-Custodis, ist die Archäologie "die einzige Wissenschaft, die noch vergessene Dinge wieder zurück ins Wissen befördern kann."