Angeblich hätten sich nicht einmal die Hälfte der Abstimmungsberechtigten an dem Unabhängigkeitsreferendum beteiligt: Aber aufgrund des Chaos und der Blockade der Technik durch die Regierung in Madrid kam es natürlich auch zu Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung – so posteten einzelne Leute in den sozialen Medien beispielsweise Fotos von sich, wie sie in vier verschiedenen Wahllokalen ihre Stimme abgaben.
Das brutale Vorgehen der spanischen Polizei löste europaweit Empörung aus: So verurteilten linke und grüne Europaabgeordnete die Polizeigewalt als „völlig inakzeptabel“ und die „Fronten verhärtend“. Die Tageszeitung la Vanguardia meldetet 844 Verletzte durch die Guardia Civil, die bei der Stürmung der Wahllokale – ausgerüstet mit Helmen und Schildern – mit Gummigeschossen gegen die Bevölkerung vorging. Zum Teil ging die katalanische Regionalpolizei Mossos d’Esquadra oder die Feuerwehr dazwischen, um die Menschen vor den spanischen Sicherheitskräften zu schützen. Mehrere Schwerverletzte mußten operiert werden; viele wurden mit blutenden Gesichtern von den Medien abgelichtet, nachdem sie von der Polizei geräumt wurden. 73 Personen erstatteten am gestrigen Sonntag Anzeige gegen die Polizei. Die friedliche Menge begegnete der brutalen Polizei mit Sprechchören und erhobenen Händen. Nach Berichten des RDL-Spanienkorrespondenten Ralf Streck hätte die Gewalt von Seiten der Sicherheitskräfte die Menschen auch eher zum Wählen animiert, anstatt sie abzuschrecken.
Laut katalanischer Regierung haben 90% mit Ja und damit für die Unabhängigkeit gestimmt. Die Madrider Regierung erkennt das Referendum nicht an. Im Vorfeld hatten tausende Menschen die Wahllokale besetzt. Die spanische Nationalpolizei beschlagnahmte nach eigenen Angaben etwa 100 Wahlurnen.
Für den morgigen 3. Oktober haben Gewerkschaften und Unabhängigkeitsparteien zum Generalstreik in Katalonien aufgerufen.