Kritik an Erklärung Saudi-Arabiens zum Tod von Jamal Khashoggi

Kritik an Erklärung Saudi-Arabiens zum Tod von Jamal Khashoggi

Die Außenminister Frankreichs, Englands und Deutschlands sehen die Erklärung Saudi-Arabiens, wonach der kritische Journalist Khashoggi bei einem Faustkampf im Istanbuler Konsulat des Landes gestorben ist, als ungenügend an. Es bestehe noch dringender Klärungsbedarf. Die Version Saudi-Arabiens müsste durch Fakten untermauert werden. Auch die Außenministerin Kanadas kritisierte die Erklärung Saudi-Arabiens. Es fehle ihr an Konsistenz und Glaubwürdigkeit. Anders als die Reporter ohne Grenzen hat aber bisher kein Staat eine von Saudi-Arabien und der Türkei unabhängige Untersuchung gefordert. Khashoggi hatte am 2. Oktober das Konsulat betreten und wurde seither nichtmehr gesehen. Tagelang behauptete Saudi-Arabien, er habe das Konsulat wieder verlassen. Die aktuelle Version ist, dass Khashoggi starb als ein Versuch, ihn lediglich zu entführen, in einen unglücklichen Faustkampf mündete. 18 Personen wurden deshalb mittlerweile festgenommen. Das Königshaus, insbesondere der mächtige Kronprinz Mohammed bin Salman, hätten demnach nichts mit dem Tod des Journalisten zu tun. Khashoggi hatte Salmans Politik aus Reform und Repression kritisch kommentiert.

 

Mittlerweile hat sich der Außenminister Saudi-Arabiens, Adel Jubeir in einem Interview mit Fox-TV zu dem Fall geäußert. Er bezeichnete den Tod Khashoggis als „gewaltigen Fehler“ und eine „schreckliche Tragödie“. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Auf die heikle Frage, wo sich denn die Leiche Khashoggis befinde, sagte Jubeir, dass Saudi-Arabien dies auch nicht wisse.

 

Der türkische Staatspräsident Tayyip Erdogan hat für kommenden Dienstag wichtige Erklärungen zum Fall Khashoggi angekündigt. Die will er in einer Rede vor Parteimitgliedern bekannt geben, also wohl ohne Nachfragemöglichkeit. Von türkischen Sicherheitskreisen wurde gestreut, dass die Türkei Tonaufnahmen und sogar eine Video-Aufzeichnung besitze, die die Folterung und den Tod Khashoggis im Istanbuler Konsulat beweisen. Die Türkei war aber bisher nicht bereit, diese Informationen mit anderen Staaten zu teilen. Ihre Existenz wurde offiziell weder bestätigt noch geleugnet. Außerdem konnte die türkische Polizei mittlerweile zweimal das Konsulat durchsuchen und hat 25 Zeugen verhört, darunter offenbar türkisches Personal der Botschaft.

 

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich mittlerweile indirekt für eine Unterbrechung deutscher Waffenlieferungen an Saudi-Arabien ausgesprochen, so lange der Fall Khashoggi nicht geklärt ist. Nach Angaben der Bundesregierung steht Saudi-Arabien auf Platz 2 der Staaten, an die die neue Bundesregierung bisher Waffenexporte genehmigt hat. Selbst diese Angaben sind fragwürdig. Näheres dazu in den Dorfnachrichten auf der Webseite von Radio Dreyeckland.

jk