Legal, illegal, scheißegal !?!

Legal, illegal, scheißegal !?!

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Lizenz: 
Keine (all rights reserved)

 Also begann Anfang/Mitte der 80er Jahre, wie bereits in den letzten
Folgen unserer Jubiläumsreihe von verschiedenen AutorInnen berichtet,
der Kampf um eine legale Frequenz. Einer der Höhepunkte: Der
"Radiofrühling" im April 1985, bei dem öffentlich
angekündigt eine Frequenz besetzt und live aus Freiburg gesendet
wurde. Nach fünf Tagen stoppte eine große Polizeirazzia
den Sendebetrieb aus Freiburg. Die Unterstützerinnen und Unterstützer
des Freien Radios sorgten jedoch für eine angemessene Reaktion:
Am Tag nach der Razzia demonstrierten 3000 für eine Legalisierung
von RDL, und schon kurz nach dem ersten Polizeieinsatz fanden weitere
Live-Sendungen aus Freiburg statt - jeweils unter dem Schutz hunderter
Menschen. Eine der Parolen: "Den Äther kann man nicht räumen!"
Aller Repression und Kriminalisierung zum Trotz gelingt es der Polizei
nicht, den Sendebetrieb aus Freiburg zu stoppen: Trotz mehrerer Polizeieinsätze
in den folgenden Monaten wird der Sender nie gefunden, stattdessen
werden die Sendungen aus Freiburg sogar ausgeweitet.

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Nach einigem Hin und Her, vielen Anträgen,
Unterschriftensammlungen, Demonstrationen und mit massiver Unterstützung
durch viele, viele FreiburgerInnen war es schließlich soweit:
Ende 1987 erhielt die inzwischen gegründete RDL-Betriebs GmbH
eine Lizenz - allerdings nur für wenige Stunden täglich
und auf zwei verschiedenen Frequenzen, da auf beiden Frequenzen kommerzielle
BetreiberInnen den größten Teil der Sendezeit zugesprochen
bekamen. Rasch wurde ein festes Sendestudio eingerichtet. Parallel
dazu wurde Einspruch gegen die Verteilung der Sendezeiten eingelegt,
weiter demonstriert und gestritten. Im Juli 1988 wurde der Sendebetrieb
aufgenommen, am gleichen Tag gab einer der Mitbewerber, der "Badische
Verlag", seine Lizenz zurück - und brachte damit RDL seinem
Ziel, einer ganzen Frequenz für sich, einen großen Schritt
näher. Am 23. November 1988 sendete RDL das erste Mal legal auf
einer eigenen Frequenz, der 102,3 Mhz! In den folgenden Monaten und
Jahren mußte dann eine Struktur für das Senden und die
Zusammenarbeit gefunden werden - 24 Stunden Senden wollen organisiert,
die Inhalte diskutiert sein; es muß gestritten werden, Statuten
festgelegt und dann doch nicht durchgesetzt werden, Verstöße
festgestellt und sanktioniert, Sendeformen ausprobiert und in der
Luft zerrissen werden, und dazwischen immer mal wieder ein Finanzloch
gestopft werden. Über 200 Menschen, die unbezahlt und höchst
engagiert auf einer Frequenz senden - daraus muß erstmal ein
Radio werden. Aber homogen wurde es nie, und soll es auch nicht werden:
Eine ge-meinsame inhaltliche Linie - ja; aber ansonsten darf und soll
und muß wohl auch ständig debattiert und gerungen werden
um das, was in einem linken Medienprojekt Platz haben soll. Heraus
kamen unter anderem die derzeit neun "Antis", die zum Teil
veraltet wirken mögen, aber immer noch hochaktuell sind: Anti-Kapitalismus,
Anti-Klerikalismus, Anti-Sexismus, Anti-Rassismus, Anti-Faschismus,
Anti-Militarismus, Anti-Imperialismus, und die beiden jüngsten:
Anti-Antisemitismus und Anti-Nationalismus. Sie bezeichnen nicht nur,
was jedeR RedakteurIn nicht äußern darf, sondern auch,
wogegen im Programm von RDL aktiv eingetreten werden soll. Streiten
werden wir uns wohl weiter - immer mit dem Wunsch, das so hart erkämpfte
Medium optimal einzusetzen für das gemeinsame Ziel: Die Veränderung
der Verhältnisse.

Ulrike, ÖA