Massenfestnahme nach Streik auf Erdogans Lieblingsbaustelle

Massenfestnahme nach Streik auf Erdogans Lieblingsbaustelle

Nach einem Streik wegen schlechter Arbeitsbedingungen auf der Baustelle des neuen Großflughafens von Istanbul wurden am Samstagmorgen 543 Arbeiter festgenommen. Weitere 40 DemonstratInnen wurden beim Versuch einer Solikundgebung festgenommen, der größte Teil von ihnen war am Sonntagmittag noch nicht wieder frei. Die Gendarmerie brach um 3 Uhr Morgens die Türen der Schlafräume der Arbeiter auf der Großbaustelle auf. Die Gendarmen hatten Listen dabei nach denen sie aussuchten, wen sie festnahmen. Festgenommen wurde auch der Generalsekretär der Baugewerkschaft Insaat-Is, Yunus Özgür. Ebenfalls festgenommen wurde ein Funktionär, der speziell für die Organisierung der Gewerkschaft zuständig war.

Grund für den Streik sind unhaltbare Arbeitsbedingungen und teilweise ausstehende Löhne auf der mit 45 000 Arbeitern größten Baustelle des Landes. Erdogan will einen Teil des Flughafens schon am 29. Oktober, dem 95. Jahrestag der Gründung der Türkischen Republik eröffnen. Deshalb müssen die Arbeiter bis zu 16 Stunden am Tag arbeiten, wie der sozialdemokratische Abgeordnete Ali Seker berichtet. Auch an Feiertagen wird gearbeitet. Wer sich weigert fliegt. Der Lohn liegt etwas unter dem gesetzlichen Mindestlohn und wird zum Teil nicht ausgezahlt. Die Unterkünfte werden nicht ausreichend gereinigt und es gibt Bettwanzen. Die  medizinische Versorgung auf den Krankenrevieren ist unzureichend. Die Arbeiter klagen über schlechte Behandlung. Im Frühjahr nannte ein Bericht der Zeitung Cumhuriyet die Zahl von 400 tödlichen Arbeitsunfällen. Das Arbeitsministerium spricht hingegen von 27 tödlichen Unfällen auf der Baustelle. Die Wahrheit mag dazwischen liegen.

jk